Pressemitteilung: Spannungen um tibetisches Kloster nehmen zu / Hoher Lama: „An Gewaltlosigkeit festhalten“ / Neuer ICT-Bericht

Berlin, 14. April 2011. Vier Wochen nach der Selbstverbrennung des tibetischen Mönchs Phuntsog aus dem Kloster Kirti in Ngaba (chin.: Aba) in der chinesischen Provinz Sichuan hat sich die Konfrontation zwischen den chinesischen Sicherheitskräften und der tibetischen Bevölkerung verschärft. Wie die International Campaign for Tibet (ICT) von tibetischen Quellen mit direktem Kontakt nach Ngaba in Erfahrung bringen konnte, hatten die Behörden angekündigt, eine größere Anzahl jüngerer Mönche – die Rede ist von der Altersstufe zwischen 18 und 40 Jahren – aus dem von mehr als 2.000 Mönchen bewohnten Kloster zum Zweck der „Umerziehung“ in ein Berichten zufolge eigens dafür hergerichtetes Gefängnis im Süden des Kreises Ngaba zu verschleppen. Nach demselben Muster waren die chinesischen Behörden bereits nach den fast ganz Tibet erfassenden Protesten im Frühjahr 2008 verfahren. Damals wurden in mehreren der großen Klöster Razzien durchgeführt, alleine im Kloster Drepung bei Lhasa wurden am 25. April 2008 600 Mönche im Morgengrauen abgeführt. Viele von ihnen landeten zur „Umerziehung“ im Militärgefängnis von Golmud in der Provinz Qinghai. Um Ähnliches zu verhindern, blockierte die lokale Bevölkerung vorgestern, am 12. April, Militärfahrzeugen den Zugang zum Kloster, einige schliefen sogar auf der Zufahrtstraße, um so einen heimlichen Abtransport im Schutze der Nacht zu verhindern. Die Polizei reagierte darauf mit dem Einsatz von Schlagstöcken und Hunden, so die Berichte.

Nach Auskunft der Quellen vor Ort ist das Kloster Kirti immer noch komplett abgeriegelt und auf allen Seiten von bewaffneten Armeeeinheiten umstellt. Die einzige bislang noch nicht von einer Mauer umgebene Seite des Klosters wurde mit einem Stacheldrahtverhau abgesperrt; chinesische Bauarbeiter errichten neben dem Stacheldrahtzaun eine massive Betonwand. Ein im Exil lebender Mönch mit direktem Kontakt in die Region Ngaba sagte: „Die Behörden haben viele Polizisten und zahlreiche Soldaten in die Region geschickt, sie führen Hausdurchsuchungen im Landkreis Ngaba und den umliegenden Siedlungen durch. Sie befragen jeden Haushalt nach der Zahl seiner Mitglieder und deren derzeitigem Aufenthaltsort.“ Der gleichen Quelle zufolge erfolgten erneut einige Festnahmen, genauere Angaben seien derzeit nicht möglich. In den letzten zwei Wochen war es bereits mehrfach zu Festnahmen und Fällen von „Verschwindenlassen“ in der Region gekommen.

Unterdessen hat sich im nordindischen Schwesterkloster Kirti ein hoher tibetischer Lama öffentlich zu den Vorgängen geäußert. Rongpo Choje Kirti Tulku, der auch von den Mönchen im Kloster Kirti in Ngaba als Autorität anerkannte Kirti Rinpoche, charakterisierte den Einsatz der chinesischen Sicherheitskräfte als „diskreditierten alten Ansatz aus der Ära des Klassenkampfs“. Die chinesische Führung müsse erkennen, dass die Menschen nicht mehr „alleine durch Wirtschaftswachstum und staatliche Propaganda“ unter Kontrolle gehalten werden könnten. „Wenn nicht begriffen wird, dass die Zeiten von ‚Die Macht kommt aus den Gewehrläufen‘ vorüber sind, muss dies zwangsläufig zu einer wachsenden Konfrontation zwischen Herrschern und Beherrschten und einer anhaltenden Krise führen.“ Der Geistliche appellierte an die chinesische Führung, einer solchen Entwicklung entgegenzuwirken. Den Tibetern in Ngaba riet Kirti Rinpoche, ihren Protest in jedem Fall „im Rahmen der Gewaltlosigkeit“ zu halten.

Einen ausführlicheren englischsprachigen Bericht der ICT vom 13. April 2011 einschließlich der ins Englische übertragenen Erklärungen von Kirti Rinpoche können Sie der Anlage zu dieser Nachricht entnehmen oder hier herunterladen: https://savetibet.de/fileadmin/user_upload/content/berichte/Aktuelle_Berichte/ICT_Bericht_13042011.pdf.

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Geschäftsführer / Executive Director
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie Rechercheteams in Dharamsala, Indien, und Kathmandu, Nepal.

 

 

Berlin, 16. März 2011. Der 21 Jahre alte tibetische Mönch Phuntsog aus dem Kloster Kirti in Ngaba (chin.: Aba) in der chinesischen Provinz Sichuan hat sich heute Morgen öffentlich angezündet und ist anschließend seinen Verletzungen erlegen. Augenzeugen in Kontakt mit tibetischen Exil-Quellen zufolge soll die Polizei die Flammen gelöscht und auf Phuntsog eingeschlagen haben. Kurz danach sei der Mönch gestorben. Die Selbstverbrennung Phuntsogs fiel zusammen mit dem dritten Jahrestag der blutigen Niederschlagung des friedlichen Protests im Kloster Kirti im Jahre 2008. Dabei waren mindestens zehn Tibeter von chinesischen Sicherheitskräften erschossen worden.

Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.

Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.

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