Pressemitteilung: Tibet: Chinesisches Propagandaspektakel startet in Lhasa / Chinesischen Touristen soll Parteiversion von Tibets Geschichte vermittelt werden / Vorwurf: „Werkzeug propagandistischer Gehirnwäsche“

Berlin, 1. August 2013. Ein aufwändig inszeniertes chinesisches Propagandaspektakel startet heute in der tibetischen Hauptstadt Lhasa. Ein optisch dem Wahrzeichen der Stadt, dem berühmten Potala-Palast nachempfundenes, neu errichtetes Theater mit einer riesigen, fast 100 Meter langen Bühne zeigt heute die erste von jährlich geplanten 180 Aufführungen eines Stücks um die chinesische Prinzessin Wencheng, die im 7. Jahrhundert mit dem damaligen Herrscher in Lhasa, dem tibetischen König Songtsen Gampo, vermählt wurde. Songtsen Gampos Ansehen beruht unter anderem darauf, dass er den Buddhismus nach Tibet brachte. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) dient das Stück gleichermaßen als Angebot für die erstrebte zahlungskräftige touristische Klientel wie auch zur Unterstreichung des chinesischen Herrschaftsanspruchs auf Tibet. Während im Zentrum Lhasas Scharfschützen auf Hausdächern postiert sind und die Überwachung durch Polizei und Sicherheitskräfte allgegenwärtig ist, sollen die Zuschauer miterleben, wie Prinzessin Wencheng, die tatsächlich nur eine von insgesamt fünf Gattinnen das tibetischen Herrschers war, ihre neuen Untertanen „zivilisiert“ und „Harmonie“ nach Tibet bringt.
Die tibetische Schriftstellerin und Bloggerin Woeser, die in ihrem Internetblog Aufnahmen des neuen Theaters veröffentlichte (siehe: http://woeser.middle-way.net/2013/07/blog-post_9773.html), geht davon aus, dass das Stück dazu diene, „die Geschichte umzuschreiben, das historische Gedächtnis und die Kultur eines Volkes ‘auszulöschen’“. Für die staatlichen Organisatoren des Theaters handele es sich um ein doppelt lohnendes Projekt, das sowohl Geld einbringen als auch als Werkzeug zur „propagandistischen Gehirnwäsche“ diene. Woeser zufolge meldeten die staatlichen Medien Chinas, es seien umgerechnet mehr als 90 Millionen Euro in das Projekt geflossen. Insgesamt beschäftigt das Stück fast 600 Darsteller, wie viele von ihnen Tibeter sind ist derzeit unklar.
Zum Start des kontroversen Stücks um Prinzessin Wencheng erlebt Tibet einen Touristenboom mit Lhasa im Zentrum, insbesondere seit im Jahr 2006 eine Bahnverbindung nach China eröffnet wurde. Amtlichen Statistiken zufolge besuchten in der ersten Hälfte des Jahres 2013 3,4 Millionen Touristen Zentraltibet, also die so genannte Autonome Region Tibet (TAR), ein Zuwachs von fast 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 95 Prozent von ihnen waren Chinesen. Bis 2015 soll die Zahl der Besucher auf 15 Millionen pro Jahr gesteigert werden. Während sich seit 2009 mehr als 120,Tibeter aus Protest gegen die chinesische Politik in ihrer Heimat selbst angezündet haben, verstärken die Chinesen ihre Bemühungen, Tibet als exotisches „Shangri-La“-Reiseziel zu bewerben. Das neu eröffnete Theater ist Teil eines ehrgeizigen Plans, chinesische und internationale Touristen in großer Zahl nach Tibet zu bringen und ihnen ein rundum staatlich kontrolliertes Bild von Tibet und seiner Geschichte zu vermitteln.
Bereits seit den 1950er Jahren steht die historische Figur der Prinzessin Wencheng im Zentrum chinesischer Versuche, eine ihren Interessen dienende Version der tibetisch-chinesischen Beziehungen zu popularisieren. Zahlreiche Lieder, Filme, Opern und Bilder beschäftigen sich mit ihr. Wie Woeser berichtete, fand vor kurzem in Lhasa ein von Parteikadern organisiertes Symposium zu Prinzessin Wencheng statt, bei dem Vorschläge präsentiert wurden, wie um ihre Figur herum Themengärten und Stücke geschaffen werden könnten. Forscher, Künstler und Journalisten wurden eingeladen, sich Gedanken darüber zu machen, wie man die Geschichte von Prinzessin Wencheng nutzen könne, um die „nationale Einheit zwischen Han-Chinesen und Tibetern“ zu befördern.
Einen englischsprachigen Bericht können Sie hier herunterladen: http://www.savetibet.org/multi-million-dollar-propaganda-spectacle-opens-in-a-lhasa-under-lockdown/.

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Kai Müller
Geschäftsführer
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Berlin, 16. März 2011. Der 21 Jahre alte tibetische Mönch Phuntsog aus dem Kloster Kirti in Ngaba (chin.: Aba) in der chinesischen Provinz Sichuan hat sich heute Morgen öffentlich angezündet und ist anschließend seinen Verletzungen erlegen. Augenzeugen in Kontakt mit tibetischen Exil-Quellen zufolge soll die Polizei die Flammen gelöscht und auf Phuntsog eingeschlagen haben. Kurz danach sei der Mönch gestorben. Die Selbstverbrennung Phuntsogs fiel zusammen mit dem dritten Jahrestag der blutigen Niederschlagung des friedlichen Protests im Kloster Kirti im Jahre 2008. Dabei waren mindestens zehn Tibeter von chinesischen Sicherheitskräften erschossen worden.

Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.

Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.

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