Pressemitteilung: Tibet: Am 24. Januar erneut ein Tibeter bei Protesten getötet / Weitere Eskalation in Ost-Tibet / ICT-Bericht über Ereignisse in Serthar und Ngaba

Berlin, 26. Januar 2012. Mindestens ein Tibeter ist am 24. Januar in Serthar (chin.: Seda) in der osttibetischen Autonomen Präfektur Kardze (tibetische Region Amdo, chin. Provinz Sichuan) erschossen worden, als die Sicherheitskräfte das Feuer auf tibetische Protestierer eröffneten. Bereits einen Tag zuvor war im benachbarten Drango (chin.: Luhuo) neben zwei weiteren Personen ein protestierender Tibeter von der Polizei erschossen worden, der als Yonden identifiziert werden konnte. Nach den Ereignissen vom Montag sollen Sicherheitskräfte in großer Zahl im Zentrum von Drango und um das örtliche Kloster herum stationiert sein. Wie Serthar liegt auch Drango in der zur Provinz Sichuan zählenden Präfektur Kardze.

Tibetischen Quellen zufolge war das Stadtzentrum von Serthar nach den Schüssen vom Dienstag "voller Blut", waren die Straßen übersät mit leeren Tränengasgranaten. Offenbar hatten sich viele Tibeter am Mittwoch gegen 10 Uhr vormittags Ortszeit im Zentrum von Serthar versammelt. Laut tibetischen Quellen im Exil mit direktem Kontakt in die Region waren Flugblätter und Poster in Umlauf gebracht worden, auf denen – wie bereits am Montag in Drango – die Tibeter aufgefordert worden waren, sich nicht an den Neujahrsfeierlichkeiten zu beteiligen und stattdessen zu trauern. Den Quellen zufolge sollen sich zunächst mehrere hundert Tibeter friedlich versammelt haben, die Polizei sei untätig geblieben. Nach einiger Zeit jedoch hätten die Polizisten begonnen Tränengasgranaten in die Menge zu feuern und mit Schusswaffen auf sie abzufeuern. Eine Exilquelle beschrieb es so: „Die Tibeter rannten in alle Richtungen davon, auch chinesische Taxifahrer und andere Chinesen flüchteten vor den Truppen. Einige jedoch konnten nicht mehr rennen, weil sie ernsthaft verletzt waren.“ Die International Campaign for Tibet hat die Namen von drei Tibetern, die im Zuge des Geschehens schwer verletzt wurden. Über ihren Verbleib und ihren Gesundheitszustand ist derzeit weiter nichts bekannt. Die chinesischen Staatsmedien bestätigten den Tod eines Tibeters durch Schüsse. Die gesamte Gegend ist von den Behörden abgeriegelt worden, einigen Quellen zufolge sollen mindestens 40 Militär-LKWs in Serthar eingetroffen sein. Wie viele Verhaftungen es gab, ist im Moment nicht bekannt.

Bereits in den Tagen zuvor, war es zu mehreren ähnlichen Aktionen im Landkreis Serthar gekommen, so auch in Serthar selbst. Diese waren jedoch ohne Gewaltanwendung abgelaufen. Bei dem Protest am 23. Januar war in Serthar ein Transparent zu sehen, auf dem sinngemäß stand: „Wir protestieren gegen Chinas gescheiterte Politik in Tibet“ Wie viele Menschen an der Aktion beteiligt waren, ist nicht bekannt, dem Anschein nach endete sie friedlich und ohne Gewalt. Am 22. Januar schon hatte es einen Protest in einem Dorf im Landkreis Serthar gegeben, bei dem die örtliche Bevölkerung dem Dalai Lama langes Leben wünschte und Freiheit für die Tibeter forderte. Obwohl Polizeikräfte in das Dorf geschickt wurde, sei der Protest friedlich beendet worden. Der 23. Januar war der erste Tag des chinesischen Neujahrsfests. In Teilen Tibets begann das tibetische Neue Jahr ebenfalls an diesem Tag, während in anderen Teilen Tibets Losar erst im Februar begangen wird. Tibetischen Exilquellen im direkten Kontakt mit der Region zufolge haben die Menschen in Ost-Tibet beschlossen, in diesem Jahr keine Neujahrsfeierlichkeiten abzuhalten, sondern stattdessen gemeinsam zu trauern: „Die meisten Leute versammeln sich in ihren Gemeindezentren und Tempeln, opfern Butterlampen und rezitieren den ganzen Tag lang Mantras.“ Die Bevölkerung der tibetischen Region Amdo sei entschlossen, dies im gesamten kommenden Jahr so zu halten und öffentlich zu trauern anstatt die traditionellen Jahresfeste wie das Weißwaschen der Häuser im Frühling oder das Erntefest im Sommer zu feiern.

Am Montag hatte es auch in Ngaba (chin.: Aba), in der Nachbarpräfektur von Kardze zwei friedliche Versammlungen gegeben. Ngaba war Schauplatz der meisten Selbstverbrennungen von Tibetern seit Februar 2009. Eine der Versammlungen wurde von der Polizei aufgelöst während die zweite, eine rituelle Umwandlung des Klosters Kirti, stattfinden konnte.  Mönche des Klosters Kirti im nordindischen Dharamsala im direkten Kontakt mit Menschen in Ngaba berichteten, dass bis 15 Uhr die Zahl der Teilnehmer auf 300 angewachsen sei. Die Menge sei entlang der Außenmauern um das Kloster gezogen und habe währenddessen Mantras gesungen. Die Polizei habe nur beobachtet, sei jedoch nicht eingeschritten. Es seien am Montag in Ngaba auch mehrere Tibeter festgenommen worden, so die Quellen. Ob die Festnahmen in Zusammenhang mit dem chinesischen Neujahrsfest stehen oder im Vorgriff auf ein Gebetsfest, das für Mittwoch, 25. Januar, angesetzt war, ist nicht bekannt. Den Kirti-Mönchen aus Dharamsala zufolge seien jedoch mehrere Tibeter auf dem Weg zu dem Gebetsfest abgefangen und festgenommen worden.

Einen aktuellen ICT-Bericht (engl., PDF) können Sie dhier herunterladen: https://savetibet.de/fileadmin/user_upload/content/berichte/Aktuelle_Berichte/ICT_Bericht_25012012.pdf. 

Kontakt:

Kai Müller
Geschäftsführer / Executive Director
International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
Schönhauser Allee 163
D-10435 Berlin
Tel.: +49 (0) 30 27879086
Fax: +49 (0) 30 27879087
E-Mail: presse(at)savetibet.de

Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie Rechercheteams in Dharamsala, Indien, und Kathmandu, Nepal.

Berlin, 16. März 2011. Der 21 Jahre alte tibetische Mönch Phuntsog aus dem Kloster Kirti in Ngaba (chin.: Aba) in der chinesischen Provinz Sichuan hat sich heute Morgen öffentlich angezündet und ist anschließend seinen Verletzungen erlegen. Augenzeugen in Kontakt mit tibetischen Exil-Quellen zufolge soll die Polizei die Flammen gelöscht und auf Phuntsog eingeschlagen haben. Kurz danach sei der Mönch gestorben. Die Selbstverbrennung Phuntsogs fiel zusammen mit dem dritten Jahrestag der blutigen Niederschlagung des friedlichen Protests im Kloster Kirti im Jahre 2008. Dabei waren mindestens zehn Tibeter von chinesischen Sicherheitskräften erschossen worden.

Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.

Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.

Kontakt:

Kai Müller
Geschäftsführer / Executive Director
International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
Schönhauser Allee 163
10435 Berlin
Germany

Tel.: +49 (0)30 – 27879086
Fax: +49 (0)30 – 27879087
E-Mail: presse(at)savetibet.de

Besuchen Sie unsere Internetseite:
www.savetibet.de

Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie Rechercheteams in Dharamsala, Indien, und Kathmandu, Nepal.

zurück zur Übersicht

ANMELDUNG NEWSLETTER

Bleiben Sie über Tibet und
die Arbeit der ICT informiert!

ANMELDUNG NEWSLETTER

Bleiben Sie über Tibet und
die Arbeit der ICT informiert!

JETZT SPENDEN

Spendenkonto
IBAN: DE24370205000003210400
BIC: BFSWDE33XXX

 

MITGLIED / UNTERZEICHNER /
MITGLIED IM TRÄGERVEREIN

  

 

JETZT FOLGEN

   

JETZT SPENDEN

Spendenkonto
IBAN: DE24370205000003210400
BIC: BFSWDE33XXX

 

MITGLIED / UNTERZEICHNER /
MITGLIED IM TRÄGERVEREIN

  

 

 

JETZT FOLGEN