Pressemitteilung: Protestierende Tibeter von Polizei erschossen / Eskalation in Ost-Tibet / Aktueller ICT-Bericht

Berlin, 24. Januar 2012. Drei Tibeter wurden erschossen und mehrere zum Teil schwer verletzt, als die Polizei im osttibetischen Drango (chin.: Luhuo) das Feuer auf eine Gruppe von Protestierern eröffnete. Die Stadt liegt in der zur Provinz Sichuan zählenden Tibetisch Autonomen Präfektur Kardze (chin.: Ganzi). Die Tibeter hatten sich dort am ersten Tag des chinesischen Neujahrsfests versammelt, nachdem zuvor Flugblätter in der Region aufgetaucht waren, in denen dazu aufgefordert wurde, wegen der Serie von Selbstverbrennungen in Tibet in diesem Jahr darauf zu verzichten, das Neue Jahr zu feiern. Zudem hatte der anonyme Autor der Flugblätter erneute Selbstverbrennungen angekündigt. Die chinesischen Staatsmedien bestätigten im Zusammenhang mit dem Protest den Tod eines Tibeters. Es ist zu befürchten, dass weitere Tibeter ihren Verletzungen erliegen könnten, da die Menschen sich aus Angst vor Verhaftung nicht in die staatlich kontrollierten medizinischen Einrichtungen trauen dürften.

Die Protestierer hatten sich am 23. Januar zwischen zwölf Uhr mittags und 14 Uhr örtlicher Zeit in Drango versammelt, nachdem die Spannungen in der Region zuletzt stark angewachsen waren. Tibetischen Exilquellen mit direkten Kontakten in die Region zufolge hatten die örtlichen Behörden nach Auftauchen der Flugblätter ihre Überwachung des öffentlichen Lebens verschärft. Auch wenn die Umstände, die zu der Protestkundgebung führten, nicht genau bekannt sind, scheinen die behördlichen Maßnahmen die Bevölkerung dreier wichtiger Nomadenregionen dazu gebracht zu haben, sich in der Stadt zu versammeln. In Sprechchören forderten sie Freiheit und brachten zum Ausdruck, dass sie nicht unter chinesischer Herrschaft in Tibet leben könnten, heißt es den Berichten zufolge.

Ein mit einigen der Quellen in direktem Kontakt stehender Exiltibeter fasste die Lage so zusammen: „Die Trauer und der Schmerz über die Selbstverbrennungen in Tibet beherrschen die Gedanken der Menschen und weil sie es nicht ertragen können, haben sie begonnen, ihre Ansichten und ihren Protest auszudrücken – obwohl sie wissen mussten, welcher Gefahr sie sich damit aussetzten.“ Wegen der Serie von Selbstverbrennungen hätten die Menschen in der Region beschlossen, das am 23. Januar beginnende chinesische Neujahrsfest nicht zu feiern. Den selben Quellen zufolge hätten sich Menschen aus der gesamten Umgebung, inklusive der benachbarten Landkreise Serthar und Lithang, auf den Weg nach Drango gemacht, als Berichte von den Protesten bekannt wurden. Es besteht Grund zur Befürchtung, dass es zu einem weiteren Anwachsen der Spannungen und zur Stationierung weiterer Sicherheitskräfte kommen wird. Insbesondere die Mönche des Klosters Drango, eines der ältesten und größten in der Präfektur Kardze, könnten ins Visier der Behörden geraten. Einer der erschossenen Tibeter namens Yonden soll der Bruder eines Lamas aus dem örtlichen Kloster sein.

Im gleichfalls osttibetischen Ngaba (chin. Aba) war in der vergangenen Woche ebenfalls nach einer lokalen Protestaktion auf Tibeter geschossen worden. Dem Protest vorausgegangen war die Selbstverbrennung des 20-jährigen ehemaligen Mönchs Losang Jamyang. Unklar ist nach wie vor, ob es dabei auch zu Todesfällen gekommen ist. Nach wie vor aber ist die Lage in Ngaba äußerst angespannt. Die Selbstverbrennung Losang Jamyangs war der sechzehnte Fall einer Selbstanzündung in Tibet seit März 2011. Die Präfektur Kardze ist seit dem 21. April 2011 für Besucher geschlossen. Das Reiseverbot war von den Behörden nach dem Beginn ihres harten Vorgehens gegen protestierende Tibeter in der benachbarten Präfektur Ngaba erlassen worden. Eine offizielle Begründung für die Maßnahme wurde nie gegeben, nach außen hin wird das Existieren des Reiseverbots bestritten.

Einen aktuellen ICT-Bericht (engl., PDF) können Sie hier herunterladen: https://savetibet.de/fileadmin/user_upload/content/berichte/Aktuelle_Berichte/ICT_Bericht_23012012.pdf.

Kontakt:

Kai Müller
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie Rechercheteams in Dharamsala, Indien, und Kathmandu, Nepal.

Berlin, 16. März 2011. Der 21 Jahre alte tibetische Mönch Phuntsog aus dem Kloster Kirti in Ngaba (chin.: Aba) in der chinesischen Provinz Sichuan hat sich heute Morgen öffentlich angezündet und ist anschließend seinen Verletzungen erlegen. Augenzeugen in Kontakt mit tibetischen Exil-Quellen zufolge soll die Polizei die Flammen gelöscht und auf Phuntsog eingeschlagen haben. Kurz danach sei der Mönch gestorben. Die Selbstverbrennung Phuntsogs fiel zusammen mit dem dritten Jahrestag der blutigen Niederschlagung des friedlichen Protests im Kloster Kirti im Jahre 2008. Dabei waren mindestens zehn Tibeter von chinesischen Sicherheitskräften erschossen worden.

Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.

Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.

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