Tibet-Politik

Presseerklärung: Khenpo Jigme Phuntsok verstorben – Nachruf

8. Januar 2004

Khenpo Jigme Phuntsok, der hoch verehrte Lehrer des tibetischen Buddhismus und Gründer des Larung Gar Instituts in Osttibet nahe der Stadt Serthar (chinesisch: Seda) in der heutigen Provinz Sichuan, verstarb am 7. Januar 2004 um ca. 9.40 Ortszeit in einem Krankenhaus in Chengdu. Er wurde 70 Jahre alt.

"Seit der tragischen Nachricht über den Tod des zehnten Panchen Lama im Jahre 1989 ist dies die traurigste Nachricht, die Tibet erreichen konnte", sagte Lodi Gyari, Sondergesandter des Dalai Lama. "Khenpo Jigme Phuntsok hat hart an der Erhaltung und Verbreitung des einzigartigen Glaubens aller Tibeter gearbeitet", fügte Gyari hinzu.

Tibetischen Informationen zufolge unterzog sich Khenpo Anfang des Jahres in einem Krankenhaus in Chengdu einer Herzoperation, nachdem er am 29. Dezember 2003 in ein chinesisches Militärhospital eingeliefert wurde. In den letzten Jahren verschlechterte sich Berichten zufolge sein Gesundheitszustand zunehmend. Seit 2001 litt er unter Bluthochdruck und Diabetes.

Khenpo Jigme Phuntsok wurde zum bekanntesten Vertreter und der wichtigsten Persönlichkeit des Buddhismus nicht nur in Tibet, sondern auch in China und in der chinesisch-sprachigen Welt des Buddhismus.

„Die vermutlich größte Leistung von Khenpo Jigme Phuntsok war die Verbreitung einer einmaligen buddhistischen Ausbildung von tausenden und abertausenden Lehrern, sowohl Mönchen und Nonnen, " sagt Dr. Gudrun Henne, Geschäftsführerin der International International Campaign for Tibet Deutschland e.V. (ICT). „ Die Lehre wurde nicht nur auf dem tibetischen Plateau verbreitet. Seine Studenten sind nunmehr in ganz China, Indien und der westlichen Welt verteilt."

Das Zentrum für Buddhismus, welches er 1980 in Larung Gar mit weniger als hundert Schülern gründete, weitete sich rasch aus und hatte im Jahr 2002 über 8.000 Schüler, darunter einen beachtlichen Anteil Chinesen. Gleichzeitig bereiste Khenpo viele Provinzen Chinas, um die Lehre Buddhismus zu verbreiten. Dies wurde ihm in den letzten vier Jahren jedoch von der chinesischen Behörden untersagt, so dass er nur noch zu medizinischen Zwecken Larung Gar verlassen durfte.

Das Zentrum erlebte einen Ansturm tausender chinesischer Buddhisten, die bereit waren, die Lehren des Khenpo zu übernehmen und voll in der tibetisch-buddhistischen Weltanschauung aufzugehen. David Germano, Tibetologe an der Universität von Virginia, welcher mehrmals die Gegend von Serthar bereist hat, sagte: „Nicht nur chinesische Mönche und Nonnen bevölkern das Zentrum des Khenpo. Auch örtliche chinesische Buddhisten pilgern regelmäßig dorthin. Ich habe Berichte über darüber gehört, dass Khenpo Jigme Phuntsok bei seinen Besuchen in Chengdu von chinesischen Buddhisten regelrecht überfallen wurde, die voller Neugierde und Wissbegier seinen Lehren und Segnungen empfangen wollten."

Mit der Erweiterung von Larung Gar wurde Khenpo Jigme Phuntsok auch gleichzeitig verantwortlich für die Unterweisung und Unterrichtung tausender Lehrer welche nach ihrer Ausbildung in ihre Heimatgebiete zurückkehrten.

Die chinesische Obrigkeit begann mit der Zerstörung des Zentrums in den späten neunziger Jahren. Am 18. April 2001 erließen die chinesischen Autoritäten eine Anweisung mit der wiederholten Aufforderung, die Umgebung von Serthar auf einen Bevölkerungsanteil von 1.400 Einwohnern zu reduzieren. Das hatte die Vertreibung von über 7.000 Schülern zur Folge hatte. Die International Campaign for Tibet verbreitete als erste die Neuigkeiten der Zerstörung.

Khenpo Jigme Phuntsok ist in den frühen neunziger Jahren bereits weit außerhalb der Landesgrenzen Tibets und Chinas gereist und ist während eines Indienaufenthaltes mit dem Dalai Lama zusammengetroffen. Seit Mitte der neunziger Jahre wird ihm jedoch das Reiserecht von der chinesischen Obrigkeit verwehrt. Viele seiner tibetischen und chinesischen Schüler aus Übersee haben erfolglos versucht, eine Erlaubnis der chinesischen Behörden zu erwirken, um Khenpo zur medizinischen Behandlung in den Westen reisen zu lassen.

„Die chinesische Obrigkeit sollte seinen Bürgern die Durchführung des Begräbnisses nach traditionellen Brauch gestatten, sowie eine Untersuchung der medizinischen Umstände welche seinen Tod verursacht haben, durchführen", fügte Henne hinzu.

Khenpo Jigme Phuntsok war berühmt für seine Lehren. Er war der erste Mönch des modernen Tibets, der er schaffte, ein großes erfolgreiches Lernzentrum aufzubauen. Sein religiöses Charisma traf zusammen mit der Fähigkeit, mit den Behörden zusammenzuarbeiten und mit ihnen innerhalb der vorhandenen Grenzen das größtmögliche zu erreichen.

Der Name Khenpo Jigme Phuntsok bedeutet übersetzt: „Meister der Schule der angstlosen Erhabenheit." Viele seiner Anhänger bezeichneten ihn einfacher als „Yeshe Norbu" oder übersetzt: „Juwel, welcher Wünsche erfüllt."

Einer seiner eigenen unerfüllten Wünsche war es, die Maratika Höhlen in Nepal zu besichtigen, eine heilige Stätte von der geglaubt wird, dass der Guru Rinpoche dort ewiges Leben erlangt haben soll.

Hintergrundinformationen zu Larung Gar

Zerstörung von Larung Gar mit Bildmaterial

Vertreibung von Khenpo Jigme Phuntsok aus Larung Gar


Lebensdaten von Khenpo Jigme Phuntsok

Khenpo Jigme Phuntsok wurde 1933 im Jahr des Wasservogels im Lhonor Gebiet von Serthar als Sohn von Palden und seiner Frau Yutso geboren. Er begann mit seiner buddhistischen Ausbildung im Alter von sechs Jahren. Im Jahr 1980 gründete er das buddhistische Zentrum Larung Gar in der Nähe von Serthar.

1986 traf er den zehnten Panchen Lama.

Im Jahre 1987 bereiste Khenpo mit mehreren tausend Schülern Wutaishan (eine heilige buddhistische Bergseite in der Shanxi Provinz). Im Jahre 1989 reiste Khenpo auf Nachfrage des Panchen Lama nach Peking, um im dortigen tibetisch-buddhistischen Zentrum zu unterrichten.

Er starb am 7. Januar 2004 in Chengdu.

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