Massenvertreibung aus zwei buddhistischen Studienzentren in Osttibet folgt auf Zerstörung Tausender Unterkünfte / Drei Selbstmorde aus Verzweiflung über Abrissaktion / ICT: Angriff auf die freie Religionsausübung
Berlin, 19. September 2016. Nach der Zerstörung Tausender Unterkünfte im buddhistischen Studienzentrum Larung Gar haben die chinesischen Behörden eine große Anzahl ehemaliger Bewohner der im osttibetischen Landkreis Serthar (chin.: Seda) gelegenen Einrichtung von dort vertrieben. Wie hoch deren Zahl ist, lässt sich im Moment nicht sagen, da die Behörden seit mehreren Wochen die Kommunikationswege in der dünn besiedelten Region massiv blockieren und überwachen, um so zu verhindern, dass Informationen an die Öffentlichkeit gelangen. Tibetische Quellen berichten von einer „großen Anzahl von Menschen“, die gezwungen wurden, Larung Gar zu verlassen und in ihre Heimatregionen in anderen Teilen Tibets zurückzukehren. Die Abrissaktion begann am 20. Juli und ist offenbar im Moment unterbrochen worden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sie spätestens im kommenden Jahr, wenn nicht schon früher, wieder aufgenommen wird. Der International Campaign for Tibet (ICT) vorliegendes Bildmaterial zeigt, dass die chinesischen Abrisstrupps mit schwerem Gerät gearbeitet haben. Insgesamt sollen in Larung Gar circa 2.000 Unterkünfte zerstört worden sein. Tibetischen Quellen zufolge seien von den Behörden angekündigte Entschädigungen bislang ausgeblieben. Aus Verzweiflung über die Abrissaktion haben sich drei tibetische Nonnen in den vergangenen Wochen das Leben genommen. Im August starben die 20-jährige Tsering Dolma aus dem osttibetischen Ngaba und Semga aus dem Landkreis Dzamthang (chin.: Rangtang), zeitgleich mit dem Beginn der Abrissarbeiten hatte sich bereits am 20. Juli die Nonne Rinzin Dolma erhängt.
Wie nun bekannt wurde, ist es auch in einem weiteren buddhistischen Studienzentrum in Osttibet zu Vertreibungen gekommen. Im circa 300 Kilometer südlich von Larung Gar gelegenen Zentrum Yachen Gar sollen seit April bis zu 1.000 Nonnen gezwungen worden sein, die Einrichtung zu verlassen. Betroffen waren davon ausschließlich Frauen, die aus der sogenannten Autonomen Region Tibet (TAR) stammen. Offenbar war ihren Familien mit harten Konsequenzen gedroht worden, sollten sie sich weigern, der Aufforderung nachzukommen. Gleiches wurde auch aus Larung Gar berichtet. Yachen Gar liegt im Landkreis Pelyul (chin.: Beiyu) in der verwaltungsmäßig der Provinz Sichuan zugeordneten Tibetisch Autonomen Präfektur Kardze (chin.: Ganzi). Schätzungen zufolge sollen dort bis zu 10.000 Buddhisten, vorwiegend Nonnen, religiöse Studien betreiben. Bislang sind aus Yachen Gar keine behördlich angeordneten Hauszerstörungen berichtet worden.
Die Abrissarbeiten in Larung Gar waren in einer Anordnung der Kreisverwaltung angekündigt worden. Darin wird das erklärte Ziel ausgegeben, bis Ende September 2017 die Anzahl der Bewohner von Larung Gar auf 5.000 zu begrenzen. Allem Anschein nach waren die religiösen Institutionen von Larung Gar nicht in die Entscheidungsfindung einbezogen. In dem buddhistischen Zentrum sollen zuletzt mindestens 10.000 Menschen dauerhaft gelebt haben. Schätzungen zufolge lag die Zahl der Bewohner Larung Gars in Spitzenzeiten bei bis zu 40.000 oder gar 50.000 Menschen. Die Verwaltung der Präfektur Kardze bestreitet offiziell, dass in Larung Gar Zerstörungen stattfinden. Es handele sich dabei lediglich um Renovierungsarbeiten zum Zwecke des Brandschutzes und der besseren Lenkung der Besucher.
Aus Sicht der ICT ist diese Darstellung nicht stichhaltig. Wie die Menschenrechtsorganisation in einem Brief an den UN-Sonderberichterstatter zur Religions- und Weltanschauungsfreiheit Heiner Bielefeldt schrieb, habe das Vorgehen der Behörden eindeutigen Repressionscharakter. So enthielt bereits die behördliche Anordnung der Abrissarbeiten in Larung Gar Passagen, in denen die religiöse Führung des Studienzentrums verpflichtet wurde, an Treffen teilzunehmen, bei denen „rechtliche und ideologische Führung“ vermittelt werden sollte. Mönche und Nonnen wurden gezwungen, an sogenannten „Rechtserziehungsmaßnahmen“ teilzunehmen und schriftliche Loyalitätsbekundungen abzugeben. Das Vorgehen der Behörden zeige deutlich, dass den Betroffenen keine Möglichkeit der Partizipation eingeräumt wurde. Die Institutionen von Larung Gar wurden von dem Entscheidungsfindungsprozess ausgeschlossen. Dazu ICT-Geschäftsführer Kai Müller: „Die chinesische Regierung hat es im vorliegenden Fall unterlassen, die von ihren Maßnahmen Betroffenen anzuhören und ihre Anliegen zu berücksichtigen. Gerade angesichts der überragenden Bedeutung von Larung Gar darf dies nicht hingenommen werden“, so der ICT-Geschäftsführer. Müller weiter: „Die Zerstörung von Unterkünften, die Vertreibung von Mönchen und Nonnen wie auch das besorgniserregende Maß an Einschüchterung und Unterdrückung stellen einen Angriff auf die freie Religionsausübung dar.“
Weitere Einzelheiten können Sie unserem Bericht "Mass expulsions at globally renowned Buddhist institutes follow demolitions" entnehmen.
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.

Berlin, 24. Februar 2016. Zwei Wochen vor dem Jahrestag des tibetischen Volksaufstands vom 10. März 1959 haben die chinesischen Behörden die so genannte Autonome Region Tibet (TAR) für Ausländer geschlossen. Wie aus einem Eintrag auf dem Reiseblog "Tripadvisor" hervorgeht, sind ausländische Touristen aufgefordert, diesen Teil Tibets spätestens bis morgen (25. Februar 2016) zu verlassen. Die Maßnahme sei bereits im Januar von der Regierung der TAR bekanntgemacht worden. Es wird vermutet, dass die Sperrung bis Ende März aufrechterhalten bleibt. Der Webseite "exploretibet.com" zufolge solle die Schließung bereits zum 20. Februar wirksam geworden sein. Die Seite beruft sich auf das offizielle "Tibet Tourism Bureau" und weist darauf hin, dass es seit den massiven Protesten in Tibet im Frühjahr 2008 üblich geworden sei, Reisen ausländischer Touristen in die Autonome Region Tibet im Monat März zu unterbinden. Für die nord- und osttibetischen Regionen, die verwaltungsmäßig zu den chinesischen Provinzen Qinghai, Gansu, Sichuan und Yunnan gerechnet werden, sind keine derartigen Reiserestriktionen bekannt.

ICT-Geschäftsführer Kai Müller sagte dazu: „Die Meldung von der erneuten Abriegelung Lhasas und anderer tibetischer Regionen auf dem Gebiet der Autonomen Region Tibet kommt leider nicht überraschend. Es hat sich mittlerweile zu einer schlechten Tradition entwickelt, in den Wochen rund um den Jahrestag des tibetischen Volksaufstands möglichst wenig Ausländer in Tibet wissen zu wollen. Ganz offensichtlich wünscht Peking keine ausländischen Augenzeugen vom massiven Sicherheitsaufgebot in Tibet oder im Fall von tibetischen Protesten“, so der ICT-Geschäftsführer.

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