Tibet: Neue Welle von Einzelprotesten in Ngaba / Behörden reagieren mit Truppenverstärkung und Überwachung
Berlin, 28. September 2015. In der osttibetischen Region Ngaba (chin.: Aba) ist es in den vergangenen Wochen zu einer Welle von Einzelprotesten gegen die chinesische Herrschaft in Tibet gekommen. Junge Tibeterinnen und Mönche des in Ngaba beheimateten Klosters Kirti demonstrierten in Einzelaktionen für die Rückkehr des Dalai Lama und Freiheit für Tibet. Berichten zufolge hielten sie dabei in einigen Fällen Bilder des im Exil lebenden geistlichen Führers der Tibeter, in anderen Fällen hatten sie die Hände zum Gebet gefaltet. Die chinesischen Behörden verhafteten die Protestierer nach kurzer Zeit. Einige von ihnen befinden sich inzwischen wieder auf freiem Fuß, andere sind nach wie vor „verschwunden“. Wie tibetische Exilquellen melden, setzten die Behörden bei den Verhaftungen teilweise exzessive Gewalt ein. So auch im Fall des 26-jährigen Kirti-Mönchs Adrak, der am Morgen des 10. September über die Hauptstraße von Ngaba ging und dabei laut ausrief: „Freiheit für Tibet! Möge der Dalai Lama 10.000 Jahre lang leben!” Wie es heißt, hätten die Beamten so heftig auf ihn eingeschlagen, dass die umstehenden Tibeter dagegen zu protestieren begannen. Daraufhin seien auch diese geschlagen und teils verhaftet worden. Unter ihnen befand sich auch die 64-jährige Aye Gumo. Weder über ihren Gesundheitszustand noch über ihren Aufenthaltsort gibt es gesicherte Erkenntnisse.
Die chinesischen Behörden reagierten auf die Protestwelle mit einer Erhöhung ihrer Truppenpräsenz und verschärfter Überwachung. So kontrollieren die Sicherheitskräfte alle wichtigen Straßen in Ngaba, insbesondere die Kreuzungen. Das Internet wurde für die private Nutzung abgeschaltet, offenbar sind lediglich die lokalen Behörden noch online erreichbar.
Bemerkenswert ist, dass bei den jüngsten Vorfällen offenbar andere Protestformen als die Selbstanzündung gewählt wurden. Allein in der Region Ngaba hatte sich zuvor ein knappes Drittel der 143 Selbstanzündungen seit Beginn der Welle im Jahr 2009 zugetragen. In vielen Fällen handelte es sich dabei um Mönche des Klosters Kirti.  Ferner ist bemerkenswert, dass den Protestierern die potenziell harten Konsequenzen ihrer Aktionen bewusst gewesen sein dürften. So weiß man, dass zwei der vier protestierenden Kirti-Mönche Familienangehörige haben, die bereits im Gefängnis sitzen. Zudem ist allgemein bekannt, welch harte Strafen selbst kleinere Protestaktionen in Tibet nach sich ziehen können. Schwere Folter und lange Haftstrafen sind keine Seltenheit (siehe hierzu ICT-Bericht "Torture and Impunity: 29 Cases of Tibetan Political Prisoners", Februar 2015: https://savetibet.de/fileadmin/user_upload/content/berichte/torture-and-impunity-A4.pdf).
Weitere Einzelheiten entnehmen Sie bitte unserem englischsprachigen Bericht „Wave of solo peaceful protests in Ngaba: further restrictions imposed“: http://www.savetibet.org/wave-of-solo-peaceful-protests-in-ngaba-repression-and-further-restrictions-imposed.
Die International Campaign for Tibet hat eine Reihe von Bildern und Videos von den Protestvorfällen erhalten, die nachfolgend heruntergeladen werden können:
FOTO: Der tibetische Mönch Jampal Gyatso protestiert am 9. September in den Straßen Ngabas, Osttibet, mit einem Portrait des Dalai Lama: http://www.savetibet.de/fileadmin/templates/Newsletter/images/2015/Jampal_gyatso_protest.jpg
VIDEO: Der tibetische Mönch Lobsang Kelsang bei seiner Protestaktion in Ngaba am 7. September: http://www.savetibet.de/fileadmin/templates/Newsletter/images/2015/Lobsang_Kalsang_protest_1.mp4.
VIDEO: Festnahme des Tibeters Lobsang Kelsang, nach seinem Einzelprotest in Ngaba am 7. September: http://www.savetibet.de/fileadmin/templates/Newsletter/images/2015/Lobsang_Kalsang_protest.mp4
Pressekontakt:
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.

Berlin, 16. März 2011. Der 21 Jahre alte tibetische Mönch Phuntsog aus dem Kloster Kirti in Ngaba (chin.: Aba) in der chinesischen Provinz Sichuan hat sich heute Morgen öffentlich angezündet und ist anschließend seinen Verletzungen erlegen. Augenzeugen in Kontakt mit tibetischen Exil-Quellen zufolge soll die Polizei die Flammen gelöscht und auf Phuntsog eingeschlagen haben. Kurz danach sei der Mönch gestorben. Die Selbstverbrennung Phuntsogs fiel zusammen mit dem dritten Jahrestag der blutigen Niederschlagung des friedlichen Protests im Kloster Kirti im Jahre 2008. Dabei waren mindestens zehn Tibeter von chinesischen Sicherheitskräften erschossen worden.

Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.

Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.

Kontakt:

Kai Müller
Geschäftsführer / Executive Director
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