Aktueller Bericht der ICT: Tibets „Blaues Gold“ und der globale Klimawandel / Staudämme, Wasserumleitungsprojekte und „Greengrabbing“ haben „verheerende Konsequenzen“

Berlin, 9. Dezember 2015. Ein aktueller Bericht der International Campaign for Tibet (ICT) unterstreicht Tibets enorme Bedeutung als Wasserspeicher für große Teile der Bevölkerung Ost-, Südost- und Südasiens. Zugleich wird darin deutlich, dass das Hochland von Tibet Gefahr läuft, diese Funktion zu verlieren, da dort die Erderwärmung überdurchschnittlich stark erfolgt. Es ist nicht zuletzt die Politik der chinesischen Führung in Peking, die der Umwelt mit riesigen Staudämmen und Wasserumleitungsprojekten großen Schaden zufügt.
ICT-Geschäftsführer Kai Müller sagte dazu: „China muss die Folgen der Megadämme und der Wasserumleitungsprojekte in Tibet endlich realistisch einschätzen und diese stoppen. Gegenwärtig versucht Peking, mit einer irreführenden Umweltschutzrhetorik seine massiven Eingriffe zu kaschieren. Die internationale Gemeinschaft darf nicht auf die Nebelkerzen der chinesischen Regierung hereinfallen, wenn behauptet wird, Dammbau- und Wasserumleitungsprojekte sowie die Zwangsansiedlung der tibetischen Nomaden dienten dem Schutz der Umwelt. Tatsächlich bedeuten diese einen massiven und irreparablen Eingriff in Tibets Umwelt und die Lebenswelten der betroffenen Menschen“, so ICT-Geschäftsführer Müller. Leider versuche Peking stattdessen die Schuld an der rapiden Verschlechterung der Umweltsituation in Tibet den Nomaden in die Schuhe zu schieben, obwohl es gerade deren nachhaltige Weidewirtschaft ist, die dieses einzigartige Biotop seit Jahrhunderten bewahrt. Dieses „Greengrabbing“ müsse aufhören, so Müller.
Der Bericht „Blue gold from the highest plateau: Tibet’s water and global climate change“ wurde gestern in Paris veröffentlicht, wo die Regierungen der Welt zum Klimagipfel der Vereinten Nationen zusammenkommen. ICT-Geschäftsführer Kai Müller: „Zu Beginn des Gipfels von Paris haben sowohl der Dalai Lama als auch die chinesische Führung auf die alarmierende Lage auf dem ‚Dach der Welt‘ hingewiesen. Wegen Tibets enormer Kapazität als Wasserspeicher wird die Region auch als ‚Dritter Pol‘ bezeichnet. Veränderungen des Klimas dort wirken sich auf den lebenswichtigen Monsun und selbst auf das Wetter in Europa aus. Da die meisten der großen Flüsse Asiens, wie der Jangtse, der Mekong und der Brahmaputra, in Tibet entspringen, sind Hunderte Millionen Menschen an deren Unterläufen auf eine intakte Umwelt in Tibet angewiesen“, so Kai Müller.
Der ICT-Bericht „Blue Gold from the Highest Plateau“ dokumentiert Folgendes:

  • Im auch als „größter Wasserraub der Geschichte“ bezeichneten Vorgehen Chinas werden in Tibet – weitgehend unbemerkt vom Rest der Welt – von mächtigen, in Staatsbesitz befindlichen chinesischen Konsortien zahlreiche Dämme errichtet. Es existieren Pläne für eine gigantische Wasserumleitung in den unter Wassermangel leidenden Norden Chinas, ungeachtet der damit einhergehenden enormen Risiken in einer der seismisch aktivsten Regionen der Erde sowie der Sorgen der Anrainerstaaten am Unterlauf der Flüsse.
  • Der forcierte Abbau von Kupfer, Gold, Silber, Chrom und Lithium im industriellen Maßstab hat in Tibet verheerende Auswirkungen. Tibeter, die dagegen protestieren, laufen Gefahr, verhaftet, gefoltert oder getötet zu werden, auch wenn sie ihren Protest völlig gewaltfrei artikulieren.
  • Mit ihrer Politik der zwangsweisen Ansiedlung tibetischer Nomaden droht die chinesische Regierung eine nachhaltige Wirtschaftsweise auszulöschen, die in einzigartiger Weise an die rauen Lebensumstände des tibetischen Hochlands angepasst ist. Dabei sind sich Wissenschaftler in aller Welt inklusive der Volksrepublik China darin einig, dass die traditionelle nomadische Landwirtschaft maßgeblich zum Erhalt der Landschaft beiträgt und hilft, die Folgen des Klimawandels abzumildern.
  • Erst im vergangenen Monat hat die chinesische Regierung einen drastischen Ausbau der Kapazitäten für in Flaschen abgefülltes Trinkwasser aus Tibet angekündigt, obwohl die Folgen schmelzender Gletscher und der verstärkten Nutzung der Flüsse Tibets bereits jetzt spürbar sind.
  • Die Kombination von zunehmender Urbanisierung, verstärkter Militarisierung, Ausbau der Infrastruktur und steigenden Temperaturen verändert Tibets Umwelt massiv. Kommt es nicht zu einer Umkehr dieses Trends, wird es zu irreversiblen Schäden kommen, wie dem Verschwinden großer Teile des Graslandes, der hochalpinen Weiden, der Feuchtgebiete und der Permafrostböden um das Jahr 2050, mit unabsehbaren Konsequenzen für die Umwelt auch in China und Südasien.
  • Die chinesische Regierung präsentiert ihre für Tibets Umwelt desaströse Politik als Versuch, die Folgen des Klimawandels in Tibet „abzumildern“. Auf diese Weise soll Unterstützung internationaler Institutionen und Regierungen für eine Politik generiert werden, die etwa die Ansiedlung von Nomaden als Klimaschutzmaßnahme rechtfertigt.

Der Bericht „Blue gold from the highest plateau: Tibet’s water and global climate change“ kann hier heruntergeladen werden (pdf, Englisch): https://savetibet.de/fileadmin/user_upload/content/berichte/15024_Waterreport_2015_A4_v3.1.pdf.

Pressekontakt:
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.

Berlin, 16. März 2011. Der 21 Jahre alte tibetische Mönch Phuntsog aus dem Kloster Kirti in Ngaba (chin.: Aba) in der chinesischen Provinz Sichuan hat sich heute Morgen öffentlich angezündet und ist anschließend seinen Verletzungen erlegen. Augenzeugen in Kontakt mit tibetischen Exil-Quellen zufolge soll die Polizei die Flammen gelöscht und auf Phuntsog eingeschlagen haben. Kurz danach sei der Mönch gestorben. Die Selbstverbrennung Phuntsogs fiel zusammen mit dem dritten Jahrestag der blutigen Niederschlagung des friedlichen Protests im Kloster Kirti im Jahre 2008. Dabei waren mindestens zehn Tibeter von chinesischen Sicherheitskräften erschossen worden.

Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.

Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.

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