Staatsgefährdend

Auch für erfahrene Beobachter ist nur schwer zu verstehen, was genau hinter der Verhaftung des tibetischen Mönchs Khenpo Kartse steckt, der am 6. Dezember in Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuan, festgenommen wurde, inzwischen aber im Gefängnis von Chamdo (chin.: Qamdo oder Changdu) in der Autonomen Region Tibet (TAR) einsitzt. Khenpo Kartse, dessen bürgerlicher Name Karma Tsewang lautet, gilt in seiner Heimatregion Nangchen (chin.: Nangqian) in der Provinz Qinghai wegen seines vorbildlichen Einsatzes für den Umweltschutz und den Erhalt der tibetischen Kultur und Sprache als ausgesprochen populär. Auch als Organisator von großangelegten Rettungseinsätzen bei zwei Naturkatastrophen im Jahr 2010 ist Khenpo Kartse, weit über die Grenzen von Nangchen hinaus bekannt geworden (der Namenszusatz "Khenpo" bezeichnet eine Art Abt oder höheren Geistlichen).
Die mehr als 1.300 Kilometer lange Reise nach Chengdu hatte er unternommen, um dort eine Statue für sein Kloster zu erwerben. In Chengdu verhafteten ihn Polizisten aus dem Landkreis Chamdo, die ihn anschließend dorthin mitnahmen und inhaftierten. Bis heute sitzt Khenpo Kartse im Gefängnis von Chamdo, das gut 300 Kilometer von Nangchen entfernt ist. Weder seinen Anwälten noch seinen Angehörigen wurde seither gestattet, ihn im Gefängnis zu besuchen. Die eigens für ihn aufgrund einer Lebererkrankung mitgebrachten Medikamente hätten sie lediglich der Gefängnisverwaltung übergeben dürfen, wie es heißt. In Nangchen war es schon kurz nach Bekanntwerden von Khenpo Kartses Verhaftung zu mehreren Demonstrationen gekommen, auf denen seine Freilassung gefordert wurde. Dabei wurden insgesamt 16 Personen verhaftet, die sich inzwischen jedoch alle wieder auf freiem Fuß befinden. Weitere Details finden Sie hier in einer Mitteilung der ICT.
Besonders bizarr mutet es an, dass sich laut „Radio Free Asia“ zuletzt sogar die Sicherheitsbehörden von Nangchen für seine Haftentlassung einsetzten. Dem Bericht zufolge reisten Vertreter des örtlichen "Büros für öffentliche Sicherheit" nach Chamdo, um sich bei den dortigen Behörden für ihn zu verwenden. Unter Verweis auf "schwerwiegende" Anschuldigungen, er habe die Stabilität in Chamdo gestört, wurde dieses Ansinnen jedoch abgelehnt. In anderen Meldungen war Khenpo Kartse die „Gefährdung der Staatssicherheit“ vorgeworfen worden. Welcher Art diese konkret sein könnte, bleibt weiterhin unklar. Viele Tibeter fürchten offenbar, eine anhaltende Inhaftierung oder gar Verurteilung des angesehenen und beliebten Geistlichen könne zu Unruhen und weiterer Repression führen. Associated Press zitierte die in Peking lebende tibetische Schriftstellerin und Bloggerin Woeser Woeser mit den Worten: „Sollte er verurteilt werden, wäre es als würde der Himmel einstürzen.“
ICT hat für Khenpo Kartse einen „Urgent Appeal“ verfasst. Wenn Sie sich unserer Forderung nach seiner Freilassung anschließen wollen, finden Sie hier alle dazu nötigen Informationen.

Keine Gedankenkontrolle in Tibet!

Stellen Sie sich vor, Funktionäre der regierenden Partei zwingen Sie, an einem Treffen mit all Ihren Nachbarn teilzunehmen. Dort müssen Sie in einem Aufsatz die herrschende Partei preisen und alles, woran Sie glauben, verleugnen. Ist man mit Ihrem Aufsatz nicht zufrieden, müssen Sie „nachsitzen“, vielleicht gibt es „Nachhilfe“ in Form von Schlägen, vielleicht lässt man auch zwei oder drei Monate vergehen, bis Sie klein beigeben.
Klingt das absurd? Nun, in Tibet soll den Menschen unter der harmlos klingenden Bezeichnung „patriotische (Um-) Erziehung“ das aus Sicht der herrschenden KP „richtige Denken“ beigebracht werden. Besonders Mönche und Nonnen werden zu politischen Sitzungen gezwungen, die viele Beobachter an die schlimme Zeit der Kulturrevolution unter Mao Zedong erinnern. In Aufsätzen sollen sie den Dalai Lama als separatistischen „Spalter“ denunzieren und ihre Treue zur „Einheit von China und Tibet“ erklären. Tun sie dies nicht, drohen ihnen Schläge und Haft. Für gläubige Buddhisten kommt dies einem Verrat am Kern ihres Glaubens und ihrer Identität gleich und bereitet ihnen entsetzliche Gewissensqualen.
Die aktuelle Appellaktion der ICT fordert daher von der chinesischen Regierung ein Ende derer Gedankenkontrolle in Tibet, die in eklatantem Widerspruch zu dem Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit steht. Bitte sprechen auch Sie sich mit Ihrer Unterschrift gegen die staatlichen Umerziehungskampagnen in Tibet aus. Leiten Sie diesen Aufruf in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis weiter, damit sich auch die Menschen aus Ihrem Umfeld an den chinesischen Staatspräsidenten wenden können. Übrigens werden wir der chinesischen Seite nur die Zahl der eingegangenen Unterschriften, nicht jedoch die Namen der Unterzeichner mitteilen. Die Petition finden Sie hier auf unserer Webseite.

Politisch instabil

Über mehrere Wochen hielten chinesische Truppen bereits die drei Klöster in der Autonomen Region Tibet (TAR) umstellt und kontrollierten so den Zugang. Ende Dezember gingen sie dann einen Schritt weiter und ordneten die Schließung der Klöster Dron Na, Tarmoe und Rabten an. Alle drei liegen im Landkreis Driru (chin.: Biru) in der Präfektur Nagchu (chin.: Naqu), der sich bereits seit mehreren Monaten im Quasi-Belagerungszustand befindet, nachdem Ende Dezember ein Teil der Bevölkerung die von den staatlichen Behörden verlangte Loyalitätskundgebung zum chinesischen Staat verweigert hatte. Zum chinesischen Nationalfeiertag am 1. Oktober sollten die Menschen die chinesische Nationalflagge an ihren Häusern hissen, in manchen Dörfern wurden diese daraufhin im Fluss “entsorgt”. All dies führte zu einer massiven Erhöhung der Truppenpräsenz und in der Folge zu Verhaftungen, Demonstrationen, Folter und Schüssen auf Demonstranten (die Tibet-News berichteten im November).
Die Schließung der Klöster markierte nun eine weitere Verschlechterung der Menschenrechtslage in Driru und ging einher mit der weiteren Forcierung der so genannten "Umerziehungs"-Kampagnen. Einem Bericht von „Radio Free Asia“ (RFA) zufolge sollen in den vergangenen Monaten mehr als

Verhaftet und verurteilt

Die Kampagne der chinesischen Regierung gegen unliebsame Kritiker geht unvermindert weiter. Jüngste prominente Opfer waren im Januar Professor Ilham Tohti, ein in Peking lehrender uigurischer Wirtschaftswissenschaftler, der Mitte des Monats verhaftet wurde, und der nach Einschätzung der FAZ  "führende chinesische Bürgerrechtler" Xu Zhiyong, der am 26. Januar von einem Gericht zu vier Jahren Haft verurteilt wurde. Die Anklage hatte ihm die „Organisation einer Menschenmenge mit dem Ziel der Störung der öffentlichen Ordnung“ vorgeworfen. Als Xus Anwalt Zhang Qingfang sich vor dem Gerichtsgebäude an die versammelten Reporter wenden wollte, wurde er umgehend von uniformierten Polizeikräften abgeführt. Xu Zhiyong ist Gründer der "Neuen Bürgerbewegung", deren Mitglieder gegen Korruption und für faire Gerichtsverfahren kämpften und im Internet und in den sozialen Medien für Transparenz und Rechtsstaatlichkeit warben. Die chinesische Führung unter Xi Jinping sieht in der "Neuen Bürgerbewegung" offenbar jedoch vor allem eine Gefahr für ihre Herrschaft und ließ in den vergangenen Monaten eine ganze Reihe führender Aktivisten ins Gefängnis werfen. Neben Xu Zhiyong wurden nun auch einige von ihnen verurteilt.
Ilham Tohti gilt als eine der bekanntesten Stimmen der Uiguren in der Volksrepublik China. Im März 2009 kritisierte er öffentlich die Politik der chinesischen Regierung in Xinjiang, insbesondere die massive Ansiedlung von Han-Chinesen, durch die die Uiguren in ihrer Heimat zur Minderheit zu werden drohen. Zudem verlangte Ilham Tohti die Anwendung des Gesetzes über die wirtschaftliche regionale Autonomie in Xinjiang. Kurz darauf wurde er verhaftet und des Separatismus bezichtigt. Als er nach den Unruhen in Urumqi, der Hauptstadt Xinjiangs, erneut verhaftet wurde, verfassten die Schriftsteller und Blogger Wang Lixiong und Woeser eine Petition für seine Freilassung. Nach Ilham Tohtis jüngster Verhaftung war es abermals Woeser, die eine

Laufend helfen

Die Tage werden länger, das Wetter”>Flyer herunterladen.

Doch nicht nur durch sportliche Betätigung können Sie unsere Kampagne unterstützen. „Laufen für Tibet“ bietet speziell kleinen und mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit, eine Laufpatenschaft zu übernehmen und somit z. B. bei der Finanzierung des Drucks von Laufbannern und Flyern helfen. Ein Sponsoring der Laufen für Tibet-Aktion kostet 150 € für ein halbes Jahr, im Gegenzug präsentieren wir Ihre Firma auf unserer Webseite sowie unserer Seite auf Facebook. Erst kürzlich konnten wir die Yoga-Schule Dakini-Yoga und die Berliner Agentur maria-pr als Laufpaten gewinnen, ihre Einträge finden Sie auf unserer

Irmtraut Wäger: Amala – Mein Leben für Tibet

Unsere Arbeit

Tibetische politische Gefangene brauchen unsere Unterstützung!

Seit den landesweiten Protesten im letzten Jahr befinden sich immer noch mehr als 1.200 Tibeter in Haft oder sind „verschwunden“ – und müssen mit großer Wahrscheinlichkeit Folter und Misshandlungen hinnehmen. Der Grund: viele haben auf friedliche Weise gegen die Verhältnisse in Tibet und die Politik Pekings auf dem Hochland protestiert. Grundlegende Rechte werden ihnen damit systematisch vorenthalten.
Die Situation in Tibet ist eine Menschenrechtskrise, die uns alle angeht. Helfen auch Sie wie Schauspieler Hannes Jaenicke bei unserer Kampagne für tibetische Gefangene auf www.missingvoices.net oder sehen Sie ein Statement von Hannes Jaenicke auf unserer Webseite, laden Sie ein eigenes Videostatement hoch oder nehmen Sie an unserer Appellaktion an Staatspräsident Hu Jintao teil!

So können Sie helfen!

Bitte unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende bei unserem Einsatz für die Wahrung der Menschenrechte und die Selbstbestimmung des tibetischen Volkes.
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Mit 5 € können Malstifte und Zeichenblöcke gekauft werden.
Mit 50 € können 5 warme Decken gegen die Kälte bezahlt werden.
Mit 250 € könnten fünf zusätzliche Betten angeschafft werden.
Internationaler Vorsitzender ist der bekannte Schauspieler Richard Gere (Foto). Er setzt sich bereits seit vielen Jahren aktiv für die Freiheit und die Selbstbestimmung Tibets ein.

ICT – News April 2009 Chinesisches Gericht verhängt Todesstrafe gegen Tibeter

Am 8. April hat das Mittlere Volksgericht in Lhasa zwei Tibeter zum Tode verurteilt. Ihnen wird vorgeworfen, Geschäfte von Han-Chinesen in Brand gesetzt zu haben und dadurch den Tod mehrerer Menschen verursacht zu haben. Es handelt sich dabei um die ersten Todesurteile im Zusammenhang mit den Unruhen in Lhasa vom März 2008. Insgesamt wurden vor dem Mittleren Volksgericht in Lhasa drei Fälle von Brandstiftung verhandelt, die sich einem Bericht der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge alle am 14. März 2008 ereignet haben sollen. Dabei hätten sieben Menschen den Tod gefunden. Zwei Angeklagte, deren Namen von Xinhua mit Losang Gyaltse und Loyar angegeben wurden, erhielten die Todesstrafe, zwei weitere Todesstrafen ergingen mit zweijährigem Aufschub, ein Angeklagter erhielt lebenslänglich. Todesstrafen mit Aufschub können in China bei guter Führung in lebenslange Haft umgewandelt werden. 
Der Meldung zufolge seien zwar alle fünf Angeklagten von Rechtsanwälten vertreten worden. Aus früheren Fällen ist jedoch bekannt, dass eine freie Wahl des Anwalts häufig unmöglich ist. So wurden im vergangenen Jahr 18 engagierte Bürgerrechtsanwälte massiv bedroht, sollten sie ihre Dienste Angeklagten in politisch sensiblen Verfahren anbieten. Generell muss davon ausgegangen werden, dass in solchen Fällen internationale Mindeststandards nicht eingehalten werden. Folter und Einschüchterung der Angeklagten sind an der Tagesordnung, die Gerichte stehen unter hohem Druck, ihre Urteile entsprechend den Erwartungen der politischen Führung zu fällen. ICT fordert die chinesischen Behörden auf, alle Urteile, die gegen Teilnehmer an den Protesten in Tibet vom März 2008 ergangen sind, unter der Teilnahme unabhängiger Beobachter zu überprüfen und in jedem Fall von der Anwendung der Todesstrafe abzusehen. Die Härte der ergangenen Urteile dürfte in keiner Weise geeignet sein zu einer Beruhigung der Lage beizutragen. Die Spannungen in Tibet dürften dadurch im Gegenteil nur noch erhöht werden.
Wenn Sie mehr über unseren weltweiten Einsatz für das tibetische Volk erfahren möchten, sehen Sie das
ICT-Video „20 Years ICT“.

„Tag der Befreiung der Leibeigenen“ provoziert Widerspruch

Mit großem Aufwand inszenierte die chinesische Staatsführung am 28. März in Lhasa die Feierlichkeiten zum „Tag der Befreiung der Leibeigenen“ in Tibet. Tatsächlich aber markiert das Datum den 50. Jahrestag der Niederschlagung des tibetischen Volksaufstands. Damit begann die Phase der direkten Herrschaft Pekings über Tibet. Am 28. März verkündete der chinesische Ministerpräsident Zhou Enlai die Auflösung der tibetischen Regionalregierung. Dies bedeutete das vorläufige Ende des tibetischen Volksaufstands, der am 10. März begonnen hatte. In seinem Verlauf verloren mehrere zehntausend Tibeter ihr Leben, der Dalai Lama musste – begleitet von zahlreichen Flüchtlingen – seine Heimat verlassen und lebt seither im indischen Exil. Der neue Feiertag muss als Reaktion auf die massiven Proteste im März 2008 gesehen werden. Diese machten aller Welt deutlich, dass die chinesische Herrschaft von den Tibetern keineswegs als Befreiung empfunden wird. Mit massiver Propaganda soll nun der große Fortschritt gewürdigt werden, den China angeblich nach Tibet gebracht hat. Vor allem der chinesischen Öffentlichkeit gegenüber wird deshalb betont, wie unsagbar rückständig die gesellschaftlichen Verhältnisse in Tibet gewesen seien. Dabei wird vom Dalai Lama keineswegs bestritten, dass Tibet vor 1959 eine äußerst arme Gesellschaft war und dass es große Ungerechtigkeiten gab. Klar ist, dass der Dalai Lama längst schon Reformen eingeleitet hatte und Tibet auch ohne chinesische Herrschaft seinen eigenen Weg der Modernisierung gegangen wäre. Insofern ist der „Tag der Befreiung der Leibeigenen“ eine Provokation für die tibetische Bevölkerung und ein Schlag ins Gesicht all derjenigen, die an einer Entspannung der Lage interessiert sind.

Missing Voices – prominente Unterstützer jetzt online

Neue prominente Unterstützer auf der neuen ICT-Webseite für politische Gefangene: Burkhardt Müller-Sönksen (FDP), Obmann im Menschenrechtsausschuss des Deutschen Bundestages, Thomas Mann (CDU), Präsident der Tibet-Intergroup im Europäischen Parlament, jetzt mit Statements auf www.missingvoices.net. Machen Sie mit: auch Sie können uns Ihr Video zuschicken und damit den vielen inhaftierten Tibetern symbolisch eine Stimme verleihen! Vielen Dank!

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