Neue Tibetpolitik?

Der Wechsel in der chinesischen Führung hat viel Zeit beansprucht. Nach zehn Jahren mit Staats- und Parteichef Hu Jintao und Ministerpräsident Wen Jiabao an der Spitze von KP und Regierung sind ihnen nun Xi Jinping und Li Keqiang nachgefolgt. Hus Losung von der „harmonischen Gesellschaft“ wurde abgelöst von Xis „chinesischem Traum“. Viele Beobachter spekulierten in den vergangenen Monaten, ob die neue Führung sich in Bezug auf Tibet von der kompromisslosen Linie der Regierung Hu würde lösen wollen oder können. Während Hu als KP-Chef der Autonomen Region Tibet für die gewaltsame Niederschlagung von Protesten und die Verhängung des Kriegsrechts verantwortlich war, wird gerne daran erinnert, dass der Dalai Lama einst Xi Jinpings Vater eine Uhr geschenkt habe, die dieser mehrere Jahre lang getragen haben soll. Die tibetische Schriftstellerin und Bloggerin Woeser, bestens vertraut mit den in solchen Anekdoten mitschwingenden Hoffnungen, blieb bei ihrer grundlegenden Skepsis. In Xi Jinpings „chinesischem Traum“ sei kein Platz für die Tibeter, so ihre prägnante Formulierung in einem Kommentar für Radio Free Asia im März dieses Jahres.
Und dennoch keimte unlängst Hoffnung auf, es könne in Bezug auf die chinesische Tibetpolitik doch zu einer Kursänderung kommen. Ein erstes Indiz dafür war ein viel beachtetes Interviews, das am 9. Juni in einem in Hongkong erscheinenden Magazin zu lesen war. Darin stellt eine hohe Funktionärin der zentralen Parteischule der KP Chinas in Peking die bisherige kompromisslose Tibetpolitik der chinesischen Führung in Frage. Professor Jin Wei plädiert insbesondere für eine Neubewertung der Rolle des Dalai Lama. In religiöser Hinsicht komme man an ihm nicht vorbei, er werde von sechs Millionen Tibetern als „lebender Buddha“ verehrt, es sei ein Fehler, ihn zum Feind zu erklären. Die Funktionärin spricht sich für eine Wiederaufnahme der Gespräche mit Vertretern des Dalai Lama aus und regt an, ihm einen Besuch in Hongkong oder Macao zu gestatten, ja selbst eine Rückkehr nach Tibet solle man nicht ausschließen, selbstverständlich in seiner Rolle als religiöse Führungsfigur, eine politische Rolle des Dalai Lama lehnt sie strikt ab. Jin Wei ist in der Kaderschmiede der Parteielite spezialisiert auf ethnische und Religionsfragen. Das Interview könnte ein Indiz dafür sein, dass in der chinesischen Führung Alternativen zur bisherigen Politik in Betracht gezogen werden. Auch wenn Jin Wei betont, es handle sich um ihre „persönliche Sicht“, dürfte sie Unterstützung von höherer Stelle genießen. Beobachter betonen in diesem Zusammenhang den Umstand, dass die zentrale Parteischule, an der Jin Wei arbeitet, von 2007 bis 2013 vom heutigen Staats- und Parteichef Xi Jinping geleitet wurde. Unter seinem Vorgänger Hu Jintao waren Diskussionen über Tibet nicht vorstellbar.
Nur kurze Zeit später tauchten Spekulationen auf, denen zufolge unter anderem das Verbot der öffentlichen Verehrung des Dalai Lama aufgehoben werden könnte. Auch der ICT waren Berichte zugegangen, es habe in Tibet Gespräche gegeben, bei denen diese und weitere mögliche Lockerungen der bestehenden harten Linie diskutiert wurden. So soll es mehreren inoffiziellen tibetischen Quellen zufolge in der chinesischen Provinz Qinghai zu einer Reihe von Treffen gekommen sein, auf denen über dieses Thema gesprochen wurde. Gegenstand der Debatten sollen die mögliche öffentliche Zurschaustellung von Porträts des Dalai Lama, die Verringerung der Polizeipräsenz in den tibetischen Klöstern und ein Ende der Verunglimpfungen des geistlichen Oberhaupts der Tibeter gewesen sein. Weitere Details dazu können Sie einer ICT-Pressemitteilung entnehmen. Zumindest für den Moment aber scheint alles beim alten zu bleiben, die urplötzlich zum Greifen nah zu scheinende Kursänderung der Pekinger Führung wieder so weit entfernt wie zuvor. So erklärte das staatliche Büro für Religionsangelegenheiten in einem Fax an die britische BBC, derartige Meldungen entbehrten jeder Grundlage. Doch ob dieses Dementi tatsächlich das letzte Wort in dieser Sache war, bleibt abzuwarten. Bereits der Umstand, dass es überhaupt erfolgte, könnte als Indiz dafür gewertet werden, dass es eine Debatte gibt und damit als Zeichen für eine wachsende Einsicht in die Kontraproduktivität der gegen den Dalai Lama gerichteten Kampagnen. Einige interessante Überlegungen in diesem Zusammenhang finden sich auch in einem aktuellen Interview mit dem Asien-Korrespondenten des britischen "Economist".

Geburtstag in Dharamsala

Wer den Dalai Lama zuletzt bei seinem ausgedehnten Aufenthalt in Australien und Neuseeland erleben durfte, wer Foto- und Filmaufnahmen von seinen zahlreichen öffentlichen Auftritten vor Augen hat, wird es kaum glauben wollen, und doch ist es eine Tatsache: Die 14. Inkarnation des Dalai Lama, erblickte am 6. Juli 1935 als Lhamo Dhondup im nordosttibetischen Ort Takster das Licht der Welt. In wenigen Tagen wird als das geistliche Oberhaupt der Tibeter seinen 78. Geburtstag begehen können und nicht nur in Dharamsala feiern die Menschen das freudige Ereignis. Auch die International Campaign for Tibet Deutschland schließt sich dem Chor der Gratulanten an und hat dazu auf Facebook eine Möglichkeit eingerichtet, die auch Sie nutzen können, um dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter Ihre Glückwünsche zu übermitteln. Natürlich können Sie dem Dalai Lama auch direkt auf unserer Webseite gratulieren.
Der Australia Tibet Council (ATC), unsere australische Partnerorganisation begleitete im Juni mehrere Veranstaltungen des Dalai Lama mit Informationsständen und konnte bei dieser Gelegenheit einige schöne Fotos machen, die Sie sich in einer Bildergalerie auf Facebook anschauen können. Wenn Sie sich übrigens einen raschen Überblick über einige der wichtigsten Stationen im Leben des Dalai Lama verschaffen wollen, können Sie dies hier auf unserer Webseite machen.
Auch wenn er vor inzwischen zwei Jahren zugunsten der demokratisch gewählten tibetischen Exilregierung auf die seine politische Führungsrolle verzichtet hat, wofür eigens die tibetische Exilverfassung geändert werden musste, bleibt der Dalai Lama – nicht nur für das tibetische Volk – eine bestimmende Figur, wenn es um die Zukunft Tibets geht. Dies spiegelt sich in der Fixierung der chinesischen Regierungspropaganda auf die so genannte „Dalai-Clique“, die reflexhaft für jeglichen Protest in Tibet verantwortlich gemacht wird. Dies zeigt sich aber auch darin, dass bei einem großen Teil der aktuell 120 Selbstverbrennungen berichtet wurde, die Menschen hätten währenddessen nach der Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet gerufen. In einem ausführlichen Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ spricht sich der Dalai Lama übrigens deutlich gegen die Sebstanzündungen aus. 

Solidarisch mit Tibetern

Zum Internationalen Flüchtlingstag am 20. Juni hat die International Campaign for Tibet der nepalesischen Botschaft in Berlin eine Petition zur Lage der Tibeter in dem Himalajaland übergeben. Rund 5.000 Unterschriften aus ganz Deutschland kamen zur Unterstützung des Appells zusammen, viele davon auch von Leserinnen und Lesern der Tibet-News. Allen Unterstützerinnen und Unterstützern der Petition unser herzlicher Dank!
Rund 20.000 Tibeter leben dauerhaft in Nepal, viele von ihnen mit einem prekären Aufenthaltsstatus, da der kleine Himalajastaat sich weigert, ihnen Personaldokumente auszustellen. Das Land ist überdies die wichtigste Fluchtroute für Tibeter, die der Unterdrückung in Tibet entkommen oder ihre Kultur im Exil frei leben wollen. Nepal hat diesen Menschen in der Vergangenheit Schutz geboten. Dafür gebührt Nepal aus Sicht der ICT großer Dank. Leider mehren sich jedoch Berichte über die sich verschlechternde Lage der Tibeter in Nepal. Tibeter müssen damit rechnen, nach Tibet abgeschoben zu werden, wo ihnen Folter und Misshandlung drohen. Die nepalesische Polizei nimmt Tibeter überdies willkürlich fest und unterbindet die friedliche Meinungsäußerung. So wurden wiederholt Tibeter inhaftiert, die friedlich für die Freiheit Tibets demonstrieren wollten. Veranstaltungen der Tibeter, etwa zum Geburtstag des Dalai Lama, wurden unterbunden und Tibeter gezielt eingeschüchtert und bedroht. Darüber hinaus ist eine Klärung des aufenthaltsrechtlichen Status von in Nepal lebenden Tibetern dringend erforderlich. Nach Einschätzung der ICT liegt der Grund für diese besorgniserregende Entwicklung in dem starken Druck der chinesischen Regierung, die selbst auf dem Territorium Nepals jegliche „anti-chinesischen Aktivitäten“ zu unterbinden sucht. Nepal darf diesem Druck nicht nachgeben und muss internationales Menschenrecht einhalten. Die Petition der ICT konzentrierte sich auf drei Forderungen. So solle Nepals Regierung

·         das Recht auf freie Meinungsäußerung achten und Repressionen gegen Tibeter in Nepal einstellen,

·         keine Abschiebungen von Tibetern nach Tibet vornehmen,

·         die ungehinderte Weiterreise von Tibetern nach Indien weiterhin ermöglichen.

Die große Zahl von Unterschriften, die der nepalesischen Botschaft überreicht werden konnten, stellen aus Sicht der ICT ein beeindruckendes Zeichen für die Unterstützung der tibetischen Sache in Deutschland dar. Wir werden die Entwicklung der Lage in Nepal auch mit Hilfe unserer Mitarbeiter vor Ort weiterhin aufmerksam verfolgen und Sie auf dem Laufenden halten. Sollten Sie in Ihrem Umfeld weitere Menschen kennen, die sich dafür interessieren, empfehlen Sie ihnen doch unseren kostenlosen Newsletter, den man hier auf unserer Webseite ganz einfach abonnieren kann.

Wählen für Tibet?

Wem werden Sie am 22. September Ihre Stimme geben? Wissen Sie das schon? Zugegeben, bis zur Bundestagswahl gehen noch einige Wochen ins Land, viel kann passieren, was Einfluss auf Ihre Wahlentscheidung hat. Möglicherweise denken Sie vor dem Ankreuzen Ihres Wahlzettels aber auch daran, welchen Effekt dies auf Tibet und das tibetische Volk hat. Sollte dies so sein, können wir Ihnen eine kleine Handreichung bieten: die gemeinsam mit der Tibet Initiative Deutschland und dem Verein der Tibeter in Deutschland entwickelten „Tibet-Wahlprüfsteine“. Dabei handelt es sich um einen Fragenkatalog zu den wichtigsten Aspekten rund um die Tibetfrage. Die „Tibet-Wahlprüfsteine“ wurden Anfang März gemeinsam allen Fraktionen im Deutschen Bundestag mit der Bitte um Beantwortung übergeben. Fotos von der Übergabe der Wahlprüfsteine finden Sie hier auf Facebook.
Seit kurzem nun liegen die Antworten der Parteien hier auf unserer Homepage vor. Unter anderem wurden sie befragt nach ihrer Bewertung der Lage in Tibet sowie nach aus ihrer Sicht möglichen Lösungen der Tibetfrage. Weitere Fragen zielen auf die mögliche Unterstützung einer Tibet-Resolution des Bundestags, nach Treffen der Bundeskanzlerin (oder des Bundeskanzlers) mit dem Dalai Lama sowie der Forderung, UN-Vertretern Zugang zu Tibet zu gewähren. Schauen Sie sich das ganze einmal in aller Ruhe an. Vielleicht hilft es Ihnen ja dabei, am 22. September Ihr Kreuzchen an der richtigen Stelle zu machen und so Ihre Stimme für Tibet einzusetzen.

Kaufen und Helfen

Immer mehr Menschen kaufen heute im Internet ein. Fast alle großen Einzelhändler haben inzwischen eine Online-Plattform, über die sie ihre Produkte absetzen. Und eine deutliche Mehrheit der Bundesbürger nutzt zumindest gelegentlich die Möglichkeit, sich Kleidung, Schuhe oder technische Geräte zunächst im Internet auszusuchen und dann bequem nach Hause liefern zu lassen. Oder die nächste Urlaubsreise über das Internet buchen. Sollten auch Sie sich in dieser Beschreibung wiedergefunden haben, können wir Ihnen an dieser Stelle einen interessanten Vorschlag unterbreiten: Unterstützen Sie einfach mit Ihrer nächsten Online-Bestellung die Arbeit der International Campaign for Tibet. Möglich macht dies die Online-Plattform gooding.de, deren Partner die ICT seit kurzem ist. Wenn Sie also das nächste Mal im Internet bei einem der mit gooding.de kooperierenden Online-Händler einkaufen, erhält ICT hierfür eine Spende.
Was die Sache besonders interessant macht: Der Kaufpreis bleibt unverändert. Sie zahlen keinen Cent extra dafür. Wie das funktioniert? Nun, ganz einfach. Ein Teil der Provisionen, die fällig werden, wenn jemand von gooding.de kommend bei einem Internethändler einkauft, wird an ICT weitergegeben. Wie gesagt, funktioniert das alles ohne Extrakosten für Sie und in nur vier einfachen Schritten:
1. Gehen Sie auf gooding.de
2. Klicken Sie rechts auf das blaue Feld „Auswählen für Prämien-Einkauf“
3. Wählen Sie oben bei „Wähle Deinen Shop“ den gewünschten Online-Händler aus. Die Geschäfte sind nach Sparten gegliedert.

4. Klicken Sie nun nur noch auf den "Start"-Button und Sie befinden sich auf Ihrem ausgewählten Online-Shop und können wie gewohnt shoppen! (Hinweis: Eine Nachricht, dass Sie mit Ihrem Kauf die ICT unterstützen, wird im Shop nicht angezeigt, funktioniert aber trotzdem.)
Noch eine Anmerkung: Aufgrund der Buchpreisbindung werden keine Provisionen an ICT beim Kauf von deutschsprachigen Büchern und E-Books weitergegeben. Bei englisch- und weiteren anderssprachigen Werken jedoch schon.

Denken Sie also an ICT, wenn Sie Ihren nächsten Kauf im Internet tätigen. Dafür dürfen Sie dann auch  das gute Gefühl haben, dass zumindest ein kleiner Teil der Summe dafür verwendet wird, unsere Arbeit für Tibet zu unterstützen. Herzlichen Dank!

Irmtraut Wäger: Amala – Mein Leben für Tibet

Das Leben von Irmtraut Wäger zeichnet sich durch ihren unermüdlichen Einsatz für Tibet aus. Die Tibeter nennen sie deshalb "Amala", "verehrte Mutter". Mehr als 30 Jahre widmete sich die langjährige Vorsitzende der Deutschen Tibethilfe der Unterstützung tibetischer Flüchtlinge. Von ihrer kleinen Zweizimmerwohnung in München aus sammelte sie Gelder und vermittelte über 5.000 Patenschaften für Kinder, Studenten, Mönche, Nonnen und alte Tibeter. Dort besuchte sie der Dalai Lama im Jahr 2003.

Ihre im Februar erschienene Biographie beschreibt den Lebensweg einer außergewöhnlichen Frau, die für ihr herausragendes Engagement 1986 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt wurde. Im Jahr 2005 erhielt Wäger den „Light of Truth Award“ der International Campaign for Tibet vom Dalai Lama persönlich überreicht. Mit diesem Preis werden Personen ausgezeichnet, die sich auf besondere Weise für Tibet eingesetzt haben.

Unsere Arbeit

Kampagnenarbeit, Hilfsprojekte, politische Arbeit und mehr: Hier finden Sie weitere Informationen über unsere aktive Arbeit für die Menschen in Tibet. Mehr über unsere Arbeit

Tibetische politische Gefangene brauchen unsere Unterstützung!

Seit den landesweiten Protesten im letzten Jahr befinden sich immer noch mehr als 1.200 Tibeter in Haft oder sind „verschwunden“ – und müssen mit großer Wahrscheinlichkeit Folter und Misshandlungen hinnehmen. Der Grund: viele haben auf friedliche Weise gegen die Verhältnisse in Tibet und die Politik Pekings auf dem Hochland protestiert. Grundlegende Rechte werden ihnen damit systematisch vorenthalten.
Die Situation in Tibet ist eine Menschenrechtskrise, die uns alle angeht. Helfen auch Sie wie Schauspieler Hannes Jaenicke bei unserer Kampagne für tibetische Gefangene auf www.missingvoices.net oder sehen Sie ein Statement von Hannes Jaenicke auf unserer Webseite, laden Sie ein eigenes Videostatement hoch oder nehmen Sie an unserer Appellaktion an Staatspräsident Hu Jintao teil!

So können Sie helfen!

Bitte unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende bei unserem Einsatz für die Wahrung der Menschenrechte und die Selbstbestimmung des tibetischen Volkes.
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So können Sie helfen!

Mit 5 € können Malstifte und Zeichenblöcke gekauft werden.
Mit 50 € können 5 warme Decken gegen die Kälte bezahlt werden.
Mit 250 € könnten fünf zusätzliche Betten angeschafft werden.
Internationaler Vorsitzender ist der bekannte Schauspieler Richard Gere (Foto). Er setzt sich bereits seit vielen Jahren aktiv für die Freiheit und die Selbstbestimmung Tibets ein.

ICT – News April 2009 Chinesisches Gericht verhängt Todesstrafe gegen Tibeter

Am 8. April hat das Mittlere Volksgericht in Lhasa zwei Tibeter zum Tode verurteilt. Ihnen wird vorgeworfen, Geschäfte von Han-Chinesen in Brand gesetzt zu haben und dadurch den Tod mehrerer Menschen verursacht zu haben. Es handelt sich dabei um die ersten Todesurteile im Zusammenhang mit den Unruhen in Lhasa vom März 2008. Insgesamt wurden vor dem Mittleren Volksgericht in Lhasa drei Fälle von Brandstiftung verhandelt, die sich einem Bericht der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge alle am 14. März 2008 ereignet haben sollen. Dabei hätten sieben Menschen den Tod gefunden. Zwei Angeklagte, deren Namen von Xinhua mit Losang Gyaltse und Loyar angegeben wurden, erhielten die Todesstrafe, zwei weitere Todesstrafen ergingen mit zweijährigem Aufschub, ein Angeklagter erhielt lebenslänglich. Todesstrafen mit Aufschub können in China bei guter Führung in lebenslange Haft umgewandelt werden. 
Der Meldung zufolge seien zwar alle fünf Angeklagten von Rechtsanwälten vertreten worden. Aus früheren Fällen ist jedoch bekannt, dass eine freie Wahl des Anwalts häufig unmöglich ist. So wurden im vergangenen Jahr 18 engagierte Bürgerrechtsanwälte massiv bedroht, sollten sie ihre Dienste Angeklagten in politisch sensiblen Verfahren anbieten. Generell muss davon ausgegangen werden, dass in solchen Fällen internationale Mindeststandards nicht eingehalten werden. Folter und Einschüchterung der Angeklagten sind an der Tagesordnung, die Gerichte stehen unter hohem Druck, ihre Urteile entsprechend den Erwartungen der politischen Führung zu fällen. ICT fordert die chinesischen Behörden auf, alle Urteile, die gegen Teilnehmer an den Protesten in Tibet vom März 2008 ergangen sind, unter der Teilnahme unabhängiger Beobachter zu überprüfen und in jedem Fall von der Anwendung der Todesstrafe abzusehen. Die Härte der ergangenen Urteile dürfte in keiner Weise geeignet sein zu einer Beruhigung der Lage beizutragen. Die Spannungen in Tibet dürften dadurch im Gegenteil nur noch erhöht werden.
Wenn Sie mehr über unseren weltweiten Einsatz für das tibetische Volk erfahren möchten, sehen Sie das
ICT-Video „20 Years ICT“.

„Tag der Befreiung der Leibeigenen“ provoziert Widerspruch

Mit großem Aufwand inszenierte die chinesische Staatsführung am 28. März in Lhasa die Feierlichkeiten zum „Tag der Befreiung der Leibeigenen“ in Tibet. Tatsächlich aber markiert das Datum den 50. Jahrestag der Niederschlagung des tibetischen Volksaufstands. Damit begann die Phase der direkten Herrschaft Pekings über Tibet. Am 28. März verkündete der chinesische Ministerpräsident Zhou Enlai die Auflösung der tibetischen Regionalregierung. Dies bedeutete das vorläufige Ende des tibetischen Volksaufstands, der am 10. März begonnen hatte. In seinem Verlauf verloren mehrere zehntausend Tibeter ihr Leben, der Dalai Lama musste – begleitet von zahlreichen Flüchtlingen – seine Heimat verlassen und lebt seither im indischen Exil. Der neue Feiertag muss als Reaktion auf die massiven Proteste im März 2008 gesehen werden. Diese machten aller Welt deutlich, dass die chinesische Herrschaft von den Tibetern keineswegs als Befreiung empfunden wird. Mit massiver Propaganda soll nun der große Fortschritt gewürdigt werden, den China angeblich nach Tibet gebracht hat. Vor allem der chinesischen Öffentlichkeit gegenüber wird deshalb betont, wie unsagbar rückständig die gesellschaftlichen Verhältnisse in Tibet gewesen seien. Dabei wird vom Dalai Lama keineswegs bestritten, dass Tibet vor 1959 eine äußerst arme Gesellschaft war und dass es große Ungerechtigkeiten gab. Klar ist, dass der Dalai Lama längst schon Reformen eingeleitet hatte und Tibet auch ohne chinesische Herrschaft seinen eigenen Weg der Modernisierung gegangen wäre. Insofern ist der „Tag der Befreiung der Leibeigenen“ eine Provokation für die tibetische Bevölkerung und ein Schlag ins Gesicht all derjenigen, die an einer Entspannung der Lage interessiert sind.

Missing Voices – prominente Unterstützer jetzt online

Neue prominente Unterstützer auf der neuen ICT-Webseite für politische Gefangene: Burkhardt Müller-Sönksen (FDP), Obmann im Menschenrechtsausschuss des Deutschen Bundestages, Thomas Mann (CDU), Präsident der Tibet-Intergroup im Europäischen Parlament, jetzt mit Statements auf www.missingvoices.net. Machen Sie mit: auch Sie können uns Ihr Video zuschicken und damit den vielen inhaftierten Tibetern symbolisch eine Stimme verleihen! Vielen Dank!

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