Todesurteil in Tibet

Lobsang Kunchok, ein Mönch des bedeutenden Klosters Kirti, wurde am 31. Januar im osttibetischen Ngaba (chin.: Aba) von einem chinesischen Gericht zum Tode verurteilt. Die Strafe ist für zwei Jahre aufgeschoben; in der Regel werden solche Urteile anschließend in lebenslange Haftstrafen umgewandelt. Zugleich verurteilte das Gericht den Neffen des Mönchs, Lobsang Tsering, zu zehn Jahren Haft. Die Urteile ergingen aufgrund des Vorwurfs der “Anstiftung” sowie der “Nötigung” zu Selbstverbrennungen. Die harten Strafen sind deutliche Belege für den Versuch der Behörden, das persönliche Umfeld von Tibetern, die sich aus Protest gegen die chinesische Politik selbst angezündet haben, zu kriminalisieren. Vor Gericht wurden keinerlei tragfähige Beweise für die ohnehin zweifelhaften Tatvorwürfe präsentiert. Offenbar wurden die Angeklagten nicht von Anwälten ihrer Wahl vertreten. Die Verurteilungen waren die ersten, die auf einer neuen Direktive der chinesischen Justiz- und Strafverfolgungsbehörden basieren. Dieser Richtlinie zufolge können „Personen, die aktiv daran mitwirken, andere zu Selbstverbrennungen anzustiften, zu nötigen, zu verleiten, Beihilfe zu leisten oder sie dabei zu unterstützen“, sich des Mordes schuldig machen. Wer sich selbst in Brand setzt, solle, so die neuen Vorgaben, „nach dem Ausmaß seines bösen Willens“ bestraft werden (so die „Gannan Daily“, 3. Dezember 2012). Weitere Details können Sie hier unserer Pressemitteilung zur Verurteilung der beiden Tibeter entnehmen.
Dem Urteil vorausgegangen war eine Medienkampagne, die darauf abzielte, die Öffentlichkeit von einer angeblichen Verschwörung zu überzeugen. In englischsprachigen Berichten der im Besitz der Kommunistischen Partei befindlichen Global Times und der staatlich kontrollierten China Daily wurde dieses Bild in aller Deutlichkeit gezeichnet: Lobsang Kunchok, 40, und sein Neffe Lobsang Tsering, 31, seien umfänglich geständig gewesen. Sie hätten im Auftrag eines in Indien lebenden Mönchs gehandelt heißt es darin weiter. Genannt werden Namen und Daten aus dem Umfeld der so genannten „Dalai-Clique“, die feindlichen Kräfte im Ausland zielten auf die Unabhängigkeit Tibets und schreckten auch nicht davor zurück, buddhistische Glaubensgrundsätze zu verletzen. In der jüngst veröffentlichten „Rangliste der Pressefreiheit“ von Reporter ohne Grenzen belegt die Volksrepublik China übrigens einen beschämenden Platz 173 von insgesamt 179.

„Schneelöwe 2013“

Der Wettbewerb um den Journalistenpreis „Schneelöwe 2013“ der International Campaign for Tibet hat begonnen. Ziel des bereits zum dritten Mal ausgeschriebenen Preises ist die Förderung des Verständnisses für die komplexe und oft fremde Welt Chinas und Tibets mittels qualifizierter Berichterstattung. Bis zum 30. Juni 2013 können in der Geschäftsstelle der ICT qualitativ hochstehende und thematisch passende Beiträge eingereicht werden, die im Jahr 2012 in deutschsprachigen Medien veröffentlicht worden sind. Erwünscht sind insbesondere Einsendungen, die sich mit der politischen Situation in der Volksrepublik China und ihren Nationalitäten befassen. Besonders berücksichtigt werden Einsendungen, die einen Bezug zu Tibet herstellen. Die Beiträge dürfen aus allen journalistischen Darstellungsformen stammen, sie können gedruckt oder online erschienen sein, im Hörfunk oder im Fernsehen.
Über die Preisträger wird erneut eine unabhängige Jury entscheiden. Aktuell gehören ihr an die langjährige China-Korrespondentin der ARD, Eva Corell, der Schauspieler und Dokumentarfilmer Hannes Jaenicke, die Sinologin und Journalistin Kristin Kupfer sowie der Autor und langjährige China-Korrespondent des SPIEGEL, Andreas Lorenz. Die Jury kann einen mit 2.000 EUR dotierten Ersten Preis sowie einen mit 1.000 EUR dotierten Zweiten Preis vergeben. Zudem entscheidet sie über die Gewinner des mit insgesamt 2.000 EUR ausgestatteten Recherche-Stipendiums für freie Journalisten. Sollten Sie selbst journalistisch tätig sein oder mit Journalisten befreundet oder bekannt sein, deren Arbeiten ins Profil des ICT-Journalistenpreises passen könnten, zögern Sie nicht aktiv zu werden. Alle für eine Einreichung notwendigen Informationen finden Sie hier auf unserer Webseite.

Weitere Selbstverbrennungen

Auch im Jahr 2013 reißt die Serie der Selbstverbrennungen in Tibet nicht ab. Im Januar wurden insgesamt drei Selbstanzündungen in verschiedenen Teilen Tibets bekannt. Wie immer versucht die International Campaign for Tibet so akkurat wie möglich, Einzelheiten über die traurigen Vorfälle zu dokumentieren. So weit es der Versuch der chinesischen Behörden, eine Nachrichtensperre über Tibet zu verhängen, zulässt, können Sie auf unserer Dokumentationsseite im Internet Details zu den einzelnen Fällen, eine Übersichtskarte sowie eine kleine Statistik finden. Den bislang umfassendsten Bericht zu den Selbstverbrennungen in Tibet hat die ICT im vergangenen Dezember herausgegeben. Unter dem Titel „Storm in the Grassland: Self-immolations in Tibet and Chinese policy“ können Sie ihn hier als pdf-Datei herunterladen. Seit kurzem gibt es auch eine gedruckte Version des Berichts, die Sie über unsere Berliner Geschäftsstelle anfordern können.
Am 12. Januar setzte sich der 22-jährige Tsering Tashi im nordosttibetischen Amchok selbst in Brand und verstarb an Ort und Stelle. Ein im Internet verbreitetes Video zeigt ihn in traditioneller tibetischer Tracht wie er, bereits in Flammen gehüllt und auf der Erde liegend, seine Hände in Gebetsposition bringt und deutlich vernehmbar den Namen des Dalai Lama ausspricht. Tsering Tashis Familie wurde von den Behörden gezwungen ihn in aller Hast mitten in der Nacht und im Beisein nur weniger Zeugen einäschern zu lassen. Offenbar sollen alle öffentlichen Versammlungen und Trauerbekundungen verhindert werden. Im vergangenen Jahr war es dutzendfach zu solchen spontanen Versammlungen gekommen, teilweise hatten daran Hunderte Menschen teilgenommen. Am 18. Januar setzte sich ein Tibeter namens Tsering im Dorf Drachen in der Tibetisch Autonomen Präfektur Ngaba selbst in Brand. Er verstarb ebenfalls am Ort des Geschehens. Tsering hinterlässt eine Frau und zwei Kinder. Die dritte Selbstverbrennung ereignete sich vier Tage später im nordosttibetischen Bora, wo der 26-jährige Konchok Kyab sich aus Protest gegen die chinesische Politik in Tibet in Brand setzte und gleichfalls seinen Verletzungen erlag.

10. März- Tibet-Demo in Brüssel

„Europe for Tibet“ – Europa für Tibet lautet der Slogan einer Solidaritätsdemonstration, die am 10. März in Brüssel stattfinden wird. Zu den Mitorganisatoren zählt auch die International Campaign for Tibet. Der Demonstrationszug soll um 11 Uhr vormittags am Brüsseler Gare du Nord starten und um 14 Uhr am Ort der Abschlusskundgebung beim zentral gelegenen Museums- und Kulturkomplex "Mont des Arts" eintreffen. Am Programm der Veranstaltung wird derzeit noch gearbeitet, sobald dieses vorliegt, werden wir darüber auf unserer Webseite oder auf Facebook informieren. Zur Internetseite der Organisatoren führt Sie dieser Link.
Bekanntlich ist der 10. März der Jahrestag des tibetischen Volksaufstands gegen die chinesische Besatzung von 1959. Tibeterinnen und Tibeter wie auch Tibet-Freundinnen und -Freunde in aller Welt nutzen diesen Tag, um an die Geschehnisse von damals zu erinnern und die Öffentlichkeit auf die nach wie vor ungelöste Tibetfrage hinzuweisen. Sollten Sie also die Gelegenheit haben, selbst am 10. März nach Brüssel zu fahren, sollten Sie diese unbedingt nutzen. Und in jedem Fall wäre es schön, wenn Sie diese Information an Ihren Freundes- und Bekanntenkreis weiterleiten würden. Vielen Dank dafür.

Mitmachen!

Im November 2012 startete die International Campaign for Tibet eine Postkartenaktion zugunsten der tibetischen Gemeinde in Nepal und der tibetischen Flüchtlinge, die über Nepal ins sichere Indien zu gelangen versuchen. Mehr als 3.000 unterschriebene Postkarten sind seither in der Berliner Geschäftsstelle der ICT eingegangen und täglich werden es mehr. Seit Anfang Januar kam eine Online-Version der an den Botschafter Nepals in Deutschland gerichteten Petition hinzu. Auch diese wurde bereits von vielen Menschen unterstützt, doch noch liegt die Zahl der Online-Unterschriften deutlich unter der der Postkarten. Mit Ihrer Unterstützung könnte sich dies aber noch ändern, wenn möglichst viele Tibet-Freundinnen und -Freunde ebenfalls im Internet unterzeichnen und die Aktion in ihrem Umfeld bekannt machen.
Die an den Botschafter Nepals in Deutschland gerichtete Petition fordert die Regierung Nepals auf,

  • das Recht auf freie Meinungsäußerung zu achten und Repressionen gegen Tibeter in Nepal einzustellen,

  • keine Abschiebungen von Tibetern nach Tibet vorzunehmen,

  • die ungehinderte Weiterreise von Tibetern nach Indien weiterhin zu ermöglichen.

Bitte unterstützen auch Sie jetzt unsere Petition zugunsten der Tibeter in Nepal und leiten Sie diese gerne auch an Ihre Freunde und Bekannten weiter.

Irmtraut Wäger: Amala – Mein Leben für Tibet

Unsere Arbeit

Tibetische politische Gefangene brauchen unsere Unterstützung!

Seit den landesweiten Protesten im letzten Jahr befinden sich immer noch mehr als 1.200 Tibeter in Haft oder sind „verschwunden“ – und müssen mit großer Wahrscheinlichkeit Folter und Misshandlungen hinnehmen. Der Grund: viele haben auf friedliche Weise gegen die Verhältnisse in Tibet und die Politik Pekings auf dem Hochland protestiert. Grundlegende Rechte werden ihnen damit systematisch vorenthalten.
Die Situation in Tibet ist eine Menschenrechtskrise, die uns alle angeht. Helfen auch Sie wie Schauspieler Hannes Jaenicke bei unserer Kampagne für tibetische Gefangene auf www.missingvoices.net oder sehen Sie ein Statement von Hannes Jaenicke auf unserer Webseite, laden Sie ein eigenes Videostatement hoch oder nehmen Sie an unserer Appellaktion an Staatspräsident Hu Jintao teil!

So können Sie helfen!

Bitte unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende bei unserem Einsatz für die Wahrung der Menschenrechte und die Selbstbestimmung des tibetischen Volkes.
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So können Sie helfen!

Mit 5 € können Malstifte und Zeichenblöcke gekauft werden.
Mit 50 € können 5 warme Decken gegen die Kälte bezahlt werden.
Mit 250 € könnten fünf zusätzliche Betten angeschafft werden.
Internationaler Vorsitzender ist der bekannte Schauspieler Richard Gere (Foto). Er setzt sich bereits seit vielen Jahren aktiv für die Freiheit und die Selbstbestimmung Tibets ein.

ICT – News April 2009 Chinesisches Gericht verhängt Todesstrafe gegen Tibeter

Am 8. April hat das Mittlere Volksgericht in Lhasa zwei Tibeter zum Tode verurteilt. Ihnen wird vorgeworfen, Geschäfte von Han-Chinesen in Brand gesetzt zu haben und dadurch den Tod mehrerer Menschen verursacht zu haben. Es handelt sich dabei um die ersten Todesurteile im Zusammenhang mit den Unruhen in Lhasa vom März 2008. Insgesamt wurden vor dem Mittleren Volksgericht in Lhasa drei Fälle von Brandstiftung verhandelt, die sich einem Bericht der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge alle am 14. März 2008 ereignet haben sollen. Dabei hätten sieben Menschen den Tod gefunden. Zwei Angeklagte, deren Namen von Xinhua mit Losang Gyaltse und Loyar angegeben wurden, erhielten die Todesstrafe, zwei weitere Todesstrafen ergingen mit zweijährigem Aufschub, ein Angeklagter erhielt lebenslänglich. Todesstrafen mit Aufschub können in China bei guter Führung in lebenslange Haft umgewandelt werden. 
Der Meldung zufolge seien zwar alle fünf Angeklagten von Rechtsanwälten vertreten worden. Aus früheren Fällen ist jedoch bekannt, dass eine freie Wahl des Anwalts häufig unmöglich ist. So wurden im vergangenen Jahr 18 engagierte Bürgerrechtsanwälte massiv bedroht, sollten sie ihre Dienste Angeklagten in politisch sensiblen Verfahren anbieten. Generell muss davon ausgegangen werden, dass in solchen Fällen internationale Mindeststandards nicht eingehalten werden. Folter und Einschüchterung der Angeklagten sind an der Tagesordnung, die Gerichte stehen unter hohem Druck, ihre Urteile entsprechend den Erwartungen der politischen Führung zu fällen. ICT fordert die chinesischen Behörden auf, alle Urteile, die gegen Teilnehmer an den Protesten in Tibet vom März 2008 ergangen sind, unter der Teilnahme unabhängiger Beobachter zu überprüfen und in jedem Fall von der Anwendung der Todesstrafe abzusehen. Die Härte der ergangenen Urteile dürfte in keiner Weise geeignet sein zu einer Beruhigung der Lage beizutragen. Die Spannungen in Tibet dürften dadurch im Gegenteil nur noch erhöht werden.
Wenn Sie mehr über unseren weltweiten Einsatz für das tibetische Volk erfahren möchten, sehen Sie das
ICT-Video „20 Years ICT“.

„Tag der Befreiung der Leibeigenen“ provoziert Widerspruch

Mit großem Aufwand inszenierte die chinesische Staatsführung am 28. März in Lhasa die Feierlichkeiten zum „Tag der Befreiung der Leibeigenen“ in Tibet. Tatsächlich aber markiert das Datum den 50. Jahrestag der Niederschlagung des tibetischen Volksaufstands. Damit begann die Phase der direkten Herrschaft Pekings über Tibet. Am 28. März verkündete der chinesische Ministerpräsident Zhou Enlai die Auflösung der tibetischen Regionalregierung. Dies bedeutete das vorläufige Ende des tibetischen Volksaufstands, der am 10. März begonnen hatte. In seinem Verlauf verloren mehrere zehntausend Tibeter ihr Leben, der Dalai Lama musste – begleitet von zahlreichen Flüchtlingen – seine Heimat verlassen und lebt seither im indischen Exil. Der neue Feiertag muss als Reaktion auf die massiven Proteste im März 2008 gesehen werden. Diese machten aller Welt deutlich, dass die chinesische Herrschaft von den Tibetern keineswegs als Befreiung empfunden wird. Mit massiver Propaganda soll nun der große Fortschritt gewürdigt werden, den China angeblich nach Tibet gebracht hat. Vor allem der chinesischen Öffentlichkeit gegenüber wird deshalb betont, wie unsagbar rückständig die gesellschaftlichen Verhältnisse in Tibet gewesen seien. Dabei wird vom Dalai Lama keineswegs bestritten, dass Tibet vor 1959 eine äußerst arme Gesellschaft war und dass es große Ungerechtigkeiten gab. Klar ist, dass der Dalai Lama längst schon Reformen eingeleitet hatte und Tibet auch ohne chinesische Herrschaft seinen eigenen Weg der Modernisierung gegangen wäre. Insofern ist der „Tag der Befreiung der Leibeigenen“ eine Provokation für die tibetische Bevölkerung und ein Schlag ins Gesicht all derjenigen, die an einer Entspannung der Lage interessiert sind.

Missing Voices – prominente Unterstützer jetzt online

Neue prominente Unterstützer auf der neuen ICT-Webseite für politische Gefangene: Burkhardt Müller-Sönksen (FDP), Obmann im Menschenrechtsausschuss des Deutschen Bundestages, Thomas Mann (CDU), Präsident der Tibet-Intergroup im Europäischen Parlament, jetzt mit Statements auf www.missingvoices.net. Machen Sie mit: auch Sie können uns Ihr Video zuschicken und damit den vielen inhaftierten Tibetern symbolisch eine Stimme verleihen! Vielen Dank!

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