Pressemitteilung: Tibet: Sorge um inhaftierten tibetischen Abt Khenpo Kartse / Anklage offenbar in Verbindung mit Selbstverbrennung / Gesundheitszustand verschlechtert
Berlin, 27. Juni 2014. Im Fall des seit mehr als einem halben Jahr inhaftierten populären tibetischen Abts Karma Tsewang sind neue, Besorgnis erregende Informationen bekannt geworden. Karma Tsewang, weithin unter dem Namen Khenpo Kartse bekannt, war am 6. Dezember in Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuan, festgenommen und von dort nach Chamdo (chin.: Qamdo oder Changdu) in der benachbarten Autonomen Region Tibet (TAR) verbracht worden, wo er seitdem festgehalten wird. In dieser Zeit war es weder Angehörigen noch Ärzten seines Vertrauens möglich, ihn in der Haft zu besuchen. Auch Khenpo Kartses chinesischem Anwalt Tang Tianhao bekam trotz mehrerer Versuche nur zweimal die Gelegenheit, seinen Mandanten persönlich zu treffen, zunächst am 26. Februar, dann noch einmal im Juni. Tang zufolge hätten die Behörden ihre Anklagevorwürfe in den vergangenen Monaten mehrfach verändert. So sollte sich Khenpo Kartse zunächst der „Gefährdung der nationalen Sicherheit” schuldig gemacht haben. Später sei davon nur noch eine vergleichsweise minder schwer strafbewehrte „illegale Beherbergung” übrig geblieben. Offenbar solle Khenpo Kartse Mönchen Unterschlupf gewährt haben, die aus dem Kloster Karma in Chamdo geflüchtet waren. Tang Tianhao hält diese Vorwürfe falsch, sie stünden nicht im Einklang mit den Fakten.
Ende Mai hätten die Behörden ihm mitgeteilt, die Anklage sei um den Vorwurf der „Weitergabe von Staatsgeheimnissen” erweitert worden, worauf drei bis sieben Jahre Haft stehen können. Anscheinend geht die Polizei von Chamdo davon aus, dass Khenpo Kartse die Nachricht von der Selbstverbrennung des ehemaligen Mönchs Tenzin Phuntsog an Kontakte im Ausland weitergeleitet habe. Tenzin Phuntsog, hatte sich am 1. Dezember 2011 in Chamdo selbst in Brand gesetzt und erlag im Krankenhaus seinen Verletzungen. Der von Khenpo Kartses Familie beauftragte Tang Tianhao arbeitet als Anwalt im 1.500 Kilometer weiter östlich gelegenen Chongqing; offenbar warnten ihn die Behörden davor, Khenpo Kartses Fall anzunehmen. Tang hatte sich bereits früher für tibetische Mandanten in Chamdo eingesetzt.
Khenpo Kartse genießt wegen seines Einsatzes für den Umweltschutz und den Erhalt der tibetischen Kultur und Sprache hohes Ansehen in der Bevölkerung. Bereits im Dezember und im Januar war es zu friedlichen Demonstrationen für den Geistlichen gekommen, der bereits vor seiner Inhaftierung an verschiedenen Krankheiten, darunter auch an einer schweren Lebererkrankung litt. In der Haft soll sich sein Gesundheitszustand weiter verschlechtert haben. Die tibetische Schriftstellerin und Bloggerin Woeser hat eine Zusammenfassung des Falls von Khenpo Kartse erstellt und diese sechs Monate nach seiner Verhaftung auf ihrem Blog veröffentlicht. Die International Campaign for Tibet hat Woesers Text ins Englische übertragen und ihrem aktuellen Bericht angehängt.
Einen englischsprachigen ICT-Bericht können Sie hier herunterladen: https://savetibet.de/fileadmin/user_upload/content/berichte/Aktuelle_Berichte/ICT_Bericht_26062014.pdf.
Kontakt:
Kai Müller
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International Campaign for Tibet Deutschland e.V.
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Die International Campaign for Tibet (ICT) setzt sich als weltweit größte Tibet-Organisation seit mehr als 20 Jahren für die Wahrung der Menschenrechte und das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes ein. ICT unterhält Büros in Washington, D.C., Amsterdam, Brüssel, London und Berlin sowie ein Rechercheteam in Dharamsala, Indien.
Berlin, 16. März 2011. Der 21 Jahre alte tibetische Mönch Phuntsog aus dem Kloster Kirti in Ngaba (chin.: Aba) in der chinesischen Provinz Sichuan hat sich heute Morgen öffentlich angezündet und ist anschließend seinen Verletzungen erlegen. Augenzeugen in Kontakt mit tibetischen Exil-Quellen zufolge soll die Polizei die Flammen gelöscht und auf Phuntsog eingeschlagen haben. Kurz danach sei der Mönch gestorben. Die Selbstverbrennung Phuntsogs fiel zusammen mit dem dritten Jahrestag der blutigen Niederschlagung des friedlichen Protests im Kloster Kirti im Jahre 2008. Dabei waren mindestens zehn Tibeter von chinesischen Sicherheitskräften erschossen worden.

Der Tod Phuntsogs führte anschließend zu einer großen Demonstration, an der sich mehrere Hundert Mönche und weitere Tibeter beteiligten, wie dieselben Quellen berichten. Diesen Protestzug habe die Polizei gewaltsam gestoppt und dabei eine unbekannte Anzahl von Mönchen verhaftet sowie protestierende Tibeter geschlagen. Der Leichnam Phuntsogs wurde unterdessen ins Kloster Kirti zurückgebracht. Wie ein tibetischer Mönch im nordindischen Dharamsala sagte, seien die Mönche in Kirti „eher bereit zu sterben, als Phuntsogs Leiche den chinesischen Behörden zu übergeben“. Inzwischen soll das Kloster von chinesischem Militär umstellt sein, offenbar seien auch einige Telefonverbindungen unterbrochen worden.

Die Selbstverbrennung Phuntsogs ist bereits die zweite im Kloster Kirti seit dem Frühjahr 2008. Im Februar 2009 hatte sich der Mönch Tapey ebenfalls in Brand gesetzt, nachdem eine Gebetszeremonie innerhalb des Klosters von den chinesischen Behörden untersagt worden war. Tapey überlebte, wurde allerdings anschließend inhaftiert. Wo er derzeit festgehalten wird, ist unbekannt. Nach Einschätzung der International Campaign for Tibet (ICT) ist der aktuelle Vorfall in hohem Maße erschütternd. Phuntsogs Selbstverbrennung zeige auf drastische Art die Verzweiflung der Tibeter über die kompromisslose Linie Pekings in ihrer Heimat.

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